Erst fiel ihm Trainer Robin Dutt glückstrahlend um den Hals, dann nahm er mit einem breiten Grinsen ein Bad in der Menge der unsagbar erleichterten Werder-Fans. Sein erster in der Bundesliga gehaltener Elfmeter erhob Raphael Wolf an der Weser zum lautstark gefeierten Helden des nahezu perfekten Klassenerhalts.
Doch davon wollte der 25 Jahre alte Torhüter nach dem 3:1 (1:1)-Sieg der Hanseaten gegen 1899 Hoffenheim noch gar nichts wissen. "Mir reichen 36 Punkte nicht, rechnerisch ist das nicht genug", sagte Wolf, der in der 86. Minute beim Stande von 2:1 das Duell vom Punkt gegen Sejad Salihovic, einen der sichersten Schützen der Liga, dank eines tollen Reflexes gewann.
Und auch für Dutt ist Rang elf in der Tabelle noch kein sicheres Ruhekissen, auch wenn er nach der umkämpften Partie extrem erleichtert wirkte: "Es wird zumindest deutlich wahrscheinlicher, dass wir die Klasse halten. Da müsste jetzt schon vieles sehr komisch laufen."
Aber nun ist das Punktepolster aktuell so komfortabel, dass die Norddeutschen sich auch eine Niederlage am kommenden Wochenende beim deutschen Meister Bayern München erlauben können, ohne in unmittelbare Gefahr zu geraten. Dank eines Sieges, der ein Spiegelbild der Saison der Grün-Weißen war. Kampf und Krampf, garniert mit Aussetzern und seltenen spielerischen Höhepunkten.
"Wichtig, aber glücklich"
Und so war auch der Erfolg gegen die zuvor fünfmal in Folge unbesiegten Gäste ein Dreier der schmeichelhaften Art. "Der Sieg war wichtig, aber auch glücklich", räumte Dutt unumwunden ein. Zwar war die rasche Gästeführung von Kevin Volland (3.) durch Philipp Bargfrede (18.) schnell egalisiert, aber vor dem 2:1 durch Santiago Garcia (78.) hatten die Kraichgauer mehrfach ein zweites Tor auf dem Fuß. Erst in der Nachspielzeit fiel die endgültige Entscheidung durch Nils Petersen (90.+2).TSG-Coach Markus Gisdol nahm die nicht unbedingt verdiente Niederlage als Lehrstück für den Saisonausklang: "Wir hatten genug Chancen, in Zukunft müssen wir einfach mehr Kapital daraus schlagen."
Am fehlenden Willen angesichts des neunten Platzes im Niemandsland der Tabelle wollte der 44-Jährige die wechselhafte Leistung seiner Schützlinge allerdings nicht festmachen. "An der Einstellung hat es ganz bestimmt nicht gelegen. Es hat immer wieder nur ein kleiner Tick gefehlt, so ist Fußball manchmal", sagte Gisdol.