Per Mertesacker hat 2011 den Wechsel von Werder Bremen in die englische Premier League zum FC Arsenal gewagt. Im vergangenen Sommer krönte er seine Nationalmannschaftskarriere mit dem WM-Titel in Brasilien. Ein großer Erfolg für den 30-Jährigen, dem aber auch eine kleine Formkrise folgte: "Nach der WM war man auf einer Wolke, von der man erst wieder zur Basis finden muss. Damit habe ich mich auch schwergetan", verriet er im Interview mit dem kicker.
"Ohne Saisonvorbereitung sofort wieder Fuß zu fassen, ist praktisch gar nicht möglich. Weder von der Fitness her noch mental", gestand er. Das Hauptproblem liege darin, dass man es "als Weltmeister allen zeigen und beweisen möchte, wobei es besser wäre, sich erst einmal wieder kleine Ziele zu setzen und Schritt für Schritt zu machen".
Seine Form hat der Innenverteidiger aber mittlerweile wieder gefunden. Mit dem FC Arsenal legte er einen guten Saisonendspurt hin und steht am Samstag im Finale des FA-Cups, in dem er mit den Gunners den Titel sogar verteidigen könnte. "Seit diesen Frühjahr fühle ich mich wieder in der Lage, Woche für Woche Leistung abzuliefern und mich wohlzufühlen", sagte er. Die nun nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft spielfreien Länderspielwochenenden haben ihm dabei sehr geholfen, "um nach der Mega-Saison 2013/2014 meinen Körper wieder hinzubekommen".
Seinen Rücktritt bereut er derweil nicht, da er jetzt "mehr Zeit für die Familie" habe und zukünftig "im Sommer vier Wochen Urlaub und dann eine richtige Saisonvorbereitung". Auch ein Comeback in der Löw-Auswahl schließt der Innenverteidiger kategorisch aus: "Einen Rücktritt vom Rücktritt wird es nicht geben, das ist keine Option", stellte Mertesacker klar.
Özil und Podolski wichtig
Auch zu seinen ehemaligen Nationalmannschafts- und aktuellen Mannschaftskollegen Mesut Özil und Lukas Podolski äußerte sich Mertesacker. "Ich muss widersprechen, er spielt eine gute Rolle für uns", sagte er in Richtung der Özil-Kritiker. Als einen Grund für das schlechte öffentliche Standing des 26-Jährigen machte Mertesacker dessen Position aus: "Er hatte keinen einfachen Saisonstart bei Arsenal, weil er auf der linken Seite eingesetzt wurde."
Trotzdem sieht er den etatmäßigen Spielmacher wieder auf gutem Niveau: "Er hat in diesem Jahr wieder zu seiner Form gefunden, auch läuferisch. Ich muss ehrlich sagen, dass ich beeindruckt bin, wie er zurzeit für die Mannschaft arbeitet. Er geht jetzt in die Zweikämpfe und weiß, worauf es ankommt. Er hat verinnerlicht, welche physische Stärke ihm hier in England entgegengestellt wird", sagte Mertesacker.
Podolski würde er raten "bei Arsenal zu bleiben", wenngleich er auch eingestand, dass "es ein lehrreiches Jahr für ihn war, weil er sowohl bei uns als auch bei Inter kaum gespielt hat". Trotzdem sieht er in Podolski einen "Spielertyp, der den Ball auch mal aus 20 Metern auch mal in den Giebel haut", und so einen "haben wir hier nicht", meinte er.
Premier League physischer als die Bundesliga
Schwer tut sich der Weltmeister mit Vergleichen zwischen Premier League und Bundesliga: "In der Premier League geht es physischer zum da ist ein bisschen mehr Tempo drin. In der Bundesliga ist man vielleicht technisch-taktisch weiter. Auf jeden Fall ist der Respekt in England vor der Bundesliga in den letzten Jahren und vor allem durch den WM-Titel noch mal absolut gestiegen. Und man spürt in der Premier League, dass man auf internationalem Niveau allmählich hinterherhinkt: Die Teams qualifizieren sich nicht mehr ohne Weiteres für das Viertelfinale", sagte der ehemalige Bremer und Hannoveraner.