Aufsteiger SC Paderborn sorgte mit dem 2:0 über Hannover 96 für den nächsten Coup. Weit über den Erwartungen spielend, fiebert alles nun den Bayern entgegen.
Den in jeder Hinsicht historischen Tag will der SC Paderborn am liebsten für immer der Nachwelt erhalten. "Die Tabelle kann man ausschneiden. Daraus kann der Fanshop eine schöne Tapete machen", sagte Manager Michael Born, nachdem der Bundesliga-Neuling am Samstag um 17.20 Uhr sogar von der Tabellenspitze grüßte.
Dass Moritz Stoppelkamp beim 2:0 (0:0) gegen Hannover 96 mit seinem Treffer aus 83 Metern ein Bundesliga-Rekordtor erzielte, rundete den denkwürdigen 20. September 2014 für die Ostwestfalen ab. "Tabellenführer! Boah! Das ist eine schöne Momentaufnahme. Aber es waren wieder nur drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt", sagte Stoppelkamp, der mit seinem Sensationsschuss kurz hinter dem eigenen Sechzehnmeterraum (90.+3) den SCP in der Tabelle sogar vorbei an den punktgleichen Stars von Rekordmeister Bayern München befördert hatte.
"Nicht den Blick auf die Realität verlieren"
Paderborn schreibt sein Fußball-Märchen unbeirrt fort und zeigt den zahlreichen Skeptikern auch nach dem vierten Ligaspiel eine lange Nase. Auf jeden Fall ein historischer Moment für den laut Trainer Andre Breitenreiter "krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte". Dass nun ausgerechnet die Fahrt zum Doublegewinner Bayern München am Dienstag in der englischen Woche ansteht, sorgt aus Paderborner Sicht für das i-Tüpfelchen."Die Allianz Arena war für uns eine besondere Motivation in der letzten Saison. Nachdem wir dort gegen 1860 eingelaufen sind, haben wir uns gesagt: Wir kommen wieder, wenn das Stadion rot und voll ist", kommentierte Breitenreiter. Es wird keine normale Partie zwischen der Bundesliga-Übermannschaft und dem Underdog, sondern "ein echtes Spitzenspiel", wie Stoppelkamp äußerte.
"Nicht den Blick auf die Realität verlieren"
Acht Punkte haben die ungeschlagenen SCP-Nobodys schon geholt, zuletzt dreimal zu null gespielt. "Wir haben gebrannt, wollten unbedingt den ersten Heimsieg. Alles bei uns ist ein Produkt harter Arbeit und kein Zufall", betonte Coach Breitenreiter, dessen Team mit großer Lauf- und Einsatzbereitschaft die gut in die Saison gestarteten Hannoveraner niederkämpfte. Elias Kachunga stellte mit seinem dritten Saisontreffer (71.) zum 1:0 die Weichen auf Sieg vor 15.000 begeisterten Anhängern.
Abheben wollen sie in Paderborn auf keinen Fall. Born erklärte, dass dieser Moment wohl eher "etwas für die Fans" sei. Der Verein werde "nicht den Blick auf die Realität verlieren". Das sieht auch Breitenreiter so: "An unseren Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert - es kommen nur an jedem Spieltag 14 Einsätze mehr Erfahrung hinzu. Für uns geht es ausschließlich darum, die Klasse zu halten."
Aber einen Blick auf die Bundesliga-Tabelle vom Samstag, 20. September 2014, um 17.20 Uhr, werden nicht nur die Anhänger riskieren - zumal, wenn damit eine Tapete bedruckt wird...