Auch ohne die Besten noch zu gut für den Rest der Welt: Selbst das "B-Team" der deutschen Kombinierer hat beim Weltcup in Sapporo die Konkurrenz verzweifeln lassen. In Abwesenheit der Topstars Johannes Rydzek, Eric Frenzel und Fabian Rießle feierte Routinier Björn Kircheisen am Freitag seinen ersten Weltcup-Erfolg seit vier Jahren. Die "Dominierer" sind damit auch nach 18 von 23 Einzel-Wettkämpfen der WM-Saison noch ungeschlagen.
"Es ist ein außergewöhnliches Gefühl, dies bei unserem starken deutschen Team noch einmal zu schaffen. Auch wenn natürlich heute unsere drei Besten nicht dabei waren, ist das für mich etwas Riesengroßes, nach den schweren Jahren so zurückzukommen", sagte der 33 Jahre alte Kircheisen nach seinem Sieg im vorletzten Rennen vor der Weltmeisterschaften in Lahti (22. Februar bis 5. März).
Kircheisen setzte sich in der Olympiastadt von 1972 im Zielsprint mit sieben Zehntelsekunden Vorsprung auf Lokalmatador Akito Watabe durch. Dritter wurde Mikko Kokslien (Norwegen/+32,7). "Es waren doch noch genug starke Leute hier, womit ich eigentlich nicht so gerechnet hatte", sagte Kircheisen.
Als Vierter in Sapporo erreichte Jakob Lange (Kiefersfelden) sein mit Abstand bestes Karriere-Ergebnis, nie zuvor war der 21-Jährige auch nur unter die Top 10 gelaufen. Für Kircheisen, der von Platz vier nach dem Springen an die Spitze stürmte, war es der 17. Weltcup-Sieg, zuletzt hatte er am 9. Februar 2013 im kasachischen Almaty triumphiert.
Gutes Gefühl vor der WM
Auch damals hatte er die Gunst der Stunde genutzt, als zahlreiche Topathleten im Hinblick auf die folgende WM auf die Reise nach Asien verzichtet hatten. Den Staffelplatz für die kommenden Titelkämpfe in Finnland Lahti neben Rydzek, Frenzel und Rießle sollte Kircheisen nun sicher haben. Nach insgesamt elf Silbermedaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften könnte es endlich mit dem so ersehnten Gold klappen.
"Mit so einem Gefühl zur WM zu fahren, macht natürlich einiges leichter. Es gibt noch einmal Selbstvertrauen", sagte der Sachse, der in der Vorsaison nur einmal unter die besten Zehn gelaufen war, schon als Auslaufmodell galt. Doch mit seiner berühmten Beharrlichkeit kämpfte sich "Kirche" zurück. Im wohl besten deutschen Kombinierer-Team der Geschichte hat er wieder seinen festen Platz - schließlich ist er einer von nur vier Saisonsiegern.
Rydzek (8 Siege), Frenzel (7) und Rießle (2) hatten die ersten 17 Einzelrennen seit Saison-Beginn für sich entschieden. Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte dem überragenden Trio im Hinblick auf die anstehenden Weltmeisterschaften eine Ruhepause gegönnt. Auch einige Topathleten anderer Länder fehlten in Japan.
Im Gesamtweltcup führt weiter Rydzek vor Frenzel und Rießle, Kircheisen ist hinter Watabe nun Fünfter. Am Samstag steht in Sapporo ein weiterer Einzelwettkampf an.