John Degenkolb hat nach einer starken Vorstellung Rang zwei beim Klassiker Paris-Roubaix belegt. Nur den Niederländer Niki Terpstra konnte der 25-jährige Thüringer nicht bezwingen.
John Degenkolb feierte Platz zwei wie einen Sieg: Staub verschmiert, völlig ausgepumpt, doch nach einer Glanzleistung dennoch überglücklich errang der deutsche Radprofi bei der 112. Auflage von Paris-Roubaix sein bisher bestes Ergebnis bei einem der Monumente des Radsports. Nur der Niederländer Niki Terpstra war am Sonntag bei der Königin der Klassiker schneller.
"Ich bin sehr stolz, das Team hat mich großartig unterstützt. Das ist ein fantastischer Tag", sagte Degenkolb mit einem zufriedenen Lächeln kurz nach dem Rennen.
Der 25-Jährige vom Team Giant-Shimano musste sich nach 257 km im Velodrom von Roubaix lediglich dem Niederländer aus der Quick-Step-Mannschaft geschlagen geben, der sich auf den letzten Kilometern mit einer geschickten Attacke entscheidend absetzte und 20 Sekunden Vorsprung ins Radstadion von Roubaix brachte. Degenkolb hatte im Sprint der Verfolger die schnellsten Beine und verwies den Top-Favoriten Fabian Cancellara, der seinen vierten Triumph in der Hölle des Nordens angestrebt hatte, auf Rang drei.
Historischer Erfolg
Zwölf Jahre nach Steffen Wesemann schaffte damit wieder ein deutscher Fahrer den Sprung auf das Paris-Roubaix-Podium. Einziger deutscher Sieger bleibt Josef Fischer, der 1896 die Premierenveranstaltung für sich entschieden hatte. "Es ist ein großartiger Augenblick, ich bin ja erst 25. Ich kann mit viel Zuversicht in die Zukunft blicken", sagte der Thüringer Degenkolb.
Als auf dem extrem schweren Abschnitt Carrefour de l'Arbre, eines der härtesten der brutalen Teilstücke 17 Kilometer vor dem Ziel, die Entscheidung gesucht wurde, war Degenkolb zur Stelle und schaffte den Sprung an die Spitze. Quick Step, das eigentlich für seinen Kapitän Tom Boonen gefahren war, nutzte dann jedoch seine mit drei Fahrern taktische Überlegenheit in der Führungsgruppe aus.
Material-Probleme bei Degenkolb
Zuvor hatte Degenkolb auch mehrfach Defektpech, doch durch die Arbeit seiner Helfer schaffte er bei der Tortur über 28 sogenannte Pavé-Sektoren und 51,1 km Kopfsteinpflaster immer wieder den Anschluss. Der Deutsche klemmte sich auffällig in den Windschatten von Cancellara und versuchte mit Erfolg, so viele Kräfte wie möglich zu sparen. "Es war sehr schwer, aber ich habe mich zurückgekämpft", sagte er.
Mit einem Angriff gut 60 km vor dem Ziel hatte zunächst Boonen selbst versucht, seinen Widersacher Cancellara unter Druck zu setzen und dessen Team in die Defensive zu zwingen. "Ich bin entspannt, entspannter als vor der Flandern-Rundfahrt, weil ich mich in besserer Form fühle", hatte Boonen am Start gesagt. Seine Fahrweise bestätigte den Eindruck, doch letztlich ging das Unterfangen des viermaligen Roubaix-Siegers, zum alleinigen Rekordgewinner aufzusteigen, daneben. Doch zumindest durfte er sich über den Erfolg seines Teamkollegen freuen.
Teuer verkaufte sich Andreas Schillinger aus dem deutschen NetApp-Team, der in einer Ausreißergruppe über viele Kilometer an der Spitze des Rennens fuhr und als Erster den gefürchteten Wald von Arenberg durchquerte. Als die Favoriten das Tempo anzogen war die Flucht jedoch vorüber.