Formel-1-Pilot Nico Rosberg hat in den beiden Trainingseinheiten am Freitag zum Großen Preis von Deutschland den Ton angegeben. Bei seinem Heimspiel auf dem Hockenheimring setzte der gebürtige Wiesbadener in 1:15,517 Minuten die Bestzeit vor seinem Mercedes- und WM-Rivalen Lewis Hamilton (1:15,843).
"Es war ein guter Start ins Wochenende. Es ist großartig, wieder zurück auf dieser geschichtsträchtigen Strecke in Hockenheim zu sein", sagte Rosberg: "Aber in Ungarn waren wir am Freitag sehr schnell, und am Samstag und Sonntag war die Konkurrenz deutlich näher. Deshalb sind wir hier gewarnt."
Hamilton, den Rosberg wegen seines Speeds zuletzt als "Mega-Naturtalent" geadelt hatte, sprach von einem "sehr entspannten Freitag." Das Wochenende lasse sich "gut an", sagte der 31-Jährige. Allerdings wies Hamilton darauf hin, dass die Stunde der Wahrheit erst im Qualifying schlage.
Zwischen dem Silberpfeil-Duo bahnt sich ein enger Kampf um den Hockenheim-Sieg und zugleich um die WM-Führung vor der vierwöchigen Sommerpause an. Nach fünf Erfolgen aus den vergangenen sechs Rennen liegt Hamilton vor dem zwölften von 21 WM-Läufen sechs Punkte vor Rosberg. Mit einem erneuten Heimsieg, seinem sechsten Grand-Prix-Erfolg der Saison, würde Rosberg sich die Führung aus eigener Kraft zurückholen.
Als Dritter der Freitagseinheiten lag Ferrari-Pilot Sebastian Vettel, der im nur 40 km entfernten Heppenheim aufgewachsen war, in 1:16,208 Minuten bereits fast sieben Zehntel hinter Rosberg zurück. "Auf eine Runde war es okay. Wir müssen uns trotzdem noch ein bisschen steigern, es über die Distanz mehr zusammenbringen", sagte Vettel.
Der viermalige Weltmeister führte ein enges Verfolgerfeld an, in dem sich abermals ein Zweikampf zwischen Ferrari und Red Bull um die Plätze hinter den deutlich überlegenen Silberpfeilen anbahnt. Gleich dahinter belegte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) in 1:16,781 Minuten den guten siebten Platz. Pascal Wehrlein (Worndorf) landete im unterlegenen Manor auf dem 19. Platz.
Absage im Vorjahr
Der achtplatzierte Jenson Button (England) klagte während des zweiten Trainings am Nachmittag über Sehstörungen und wurde in einem Krankenhaus in Mannheim untersucht. Der Ex-Weltmeister gab aber selbst schnell Entwarnung: "Wieder auf dem Weg nach Hockenheim. In meinem Auge wurde ein Fremdkörper gefunden und entfernt. Für morgen ist alles in Ordnung", twitterte der McLaren-Pilot am Freitagnachmittag.
Während die Ränge am Hockenheimring bei sommerlichen Bedingungen noch weitgehend leer blieben, schnupperte Formel-4-Pilot Mick Schumacher (17) Königsklassen-Luft. Der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher und Neffe von Ralf Schumacher, die beide einst in Hockenheim gewannen, war am Freitag Gast des Mercedes-Teams und verfolgte die Trainingseinheiten aus der Box.
Im Vorjahr wurde der Große Preis von Deutschland abgesagt, weil die Streckenbetreiber am Nürburgring finanziell nicht mit dem Formel-1-Management übereinkamen. Aufgrund wirtschaftlicher Faktoren hatten sich die beiden Traditionsstrecken in Deutschland seit 2007 mit der Ausrichtung abgewechselt.
Auch die Zukunft der Formel 1 auf dem Hockenheimring hängt am seidenen Faden. Die Betreiber sind auf viele Zuschauer angewiesen, um das Rennen über das Vertragsende 2018 hinaus zu sichern. Mit etwa 54.000 bislang abgesetzten Tickets für den Rennsonntag ist der enttäuschende Wert von 2014 bereits übertroffen, die Marke von 60.000 wird angestrebt.