Francesco Friedrich brüllte seine Freude in den verschneiten Himmel über Winterberg, und auch Bundestrainer Christoph Langen jubelte laut und ausgiebig über den Ritt des Titelverteidigers durch den Eiskanal: Der 24-Jährige greift bei den Heim-Weltmeisterschaften in Winterberg erneut nach der Goldmedaille im Zweierbob.
Nach zwei von vier Läufen sicherte sich Friedrich am Freitag die Führung mit fast einer halben Sekunde Vorsprung auf den Gesamtweltcup-Sieger Oskars Melbardis (Lettland/0,46 Sekunden zurück), bei der Entscheidung am Sonntag könnte er seine beeindruckende WM-Bilanz fortschreiben: 2013 hatte sich der Sachse in St. Moritz im kleinen Schlitten sensationell zum jüngsten Weltmeister der Geschichte gekrönt.
"Die beiden Fahrten waren sensationell. Das war eine Kampfansage", sagte Friedrich: "Wir dürfen uns jetzt aber nicht auf unserem Hintern ausruhen. Das hier ist Rennsport, da kann man mit kleinen Fehlern schnell mal auf die Nase fallen."
Lochner auf Rang fünf
Der Lette Ugis Zalims fuhr bei teilweise starkem Schneefall überraschend auf Rang drei, Johannes Lochner (Stuttgart) ist mit Joshua Bluhm als zweitbester Deutscher Fünfter. Richard Oelsner (Riesa) und Eric Franke belegen direkt vor dem Olympia-Zweiten Beat Hefti (Schweiz) den sechsten Rang, Nico Walther (Riesa) musste sich mit Marko Hübenbecker an der Bremse dagegen mit dem enttäuschenden 13. Platz begnügen.
Vor allem der erste Durchgang war stark von den Witterungsverhältnissen beeinflusst. Erst gegen Ende des Laufes ließ der Schneefall nach, zahlreiche Außenseiter platzierten sich bei den nun besseren Bedingungen überraschend weit vorne im Feld. Als einziger der frühen Starter hielt Friedrich dabei seinen Platz ganz vorne, die Leistung des Sachsen ist damit besonders hoch einzuschätzen.
Friedrich hatte seine WM-Form erst spät in der Weltcup-Saison gefunden, in den Wochen vor den Wettbewerben in Winterberg zeigte der Trend für den früheren Leichtathleten jedoch steil nach oben. Insgesamt drei Weltcup-Siege fuhr er ein, das Saisonfinale in Sotschi ließ Friedrich aus, um sich zu Hause intensiv auf die Heim-WM vorzubereiten.
Ein Jahr nach der historischen Niederlage von Sotschi ruhen die Hoffnungen der Männer vor allem auf Friedrich. Beim den ersten medaillenlosen Spielen seit 50 Jahren für den deutschen Verband war der Shootingstar wie der Rest des Teams untergegangen, in Winterberg präsentiert sich Friedrich aber in Topform. "Von Francesco erwarten wir ganz klar, dass er um Gold fährt", hatte Bundestrainer Langen schon vor der WM gesagt.