Der NFL droht zum zweiten Mal in Folge eine Aussperrung, nun sind die Unparteiischen, manchmal auch liebevoll Streifenhörnchen genannt, betroffen. So müssen vorerst - und vielleicht auch zu Saisonbeginn - Ersatz-Referees ran. Unter ihnen die erste Frau in der Liga-Geschichte.
Nach dem ersten Wochenende an dem alle Teams ihre ersten Preseason-Spiele absolvierten stehen die Streifenhörnchen aus der zweiten Reihe in der Kritik. Kein Wunder, haben sie es vor ihrem Einsatz bei den Profis doch meist mit High School- oder College-Footballern zu tun gehabt. Und natürlich ist auch die Leitung einer Partie auf dem höheren Level ähnlich, als würde man selbst spielen.
Besonders die Geschwindigkeit ist viel höher, wie der seit 24 Jahren in der NFL tätige Head Linesman Mark Baltz dem Indianapolis Star nach dem Aufgalopp der heimischen Colts gegen die St. Louis Rams anhand einer Spielsituation erklärte. Ersatzmann Dave Hale hatte bei einer veremeintlichen Defensive Pass Interference sehr lange gezögert, ehe die Gelbe Penalty-Flagge geflogen war. "Das war total falsch. Es gab unabsichtlichen Kontakt, aber sie haben alle Ball gespielt. Dann wartet Hale auch noch zwei, drei, vier Sekunden, bevor er die Flagge wirft", zitierte indystar.com Baltz.
Einer der Gründe warum Baltz nur auf seiner Couch in Zionsville saß und stattdessen Hale im nur 30 Minuten entfernten Lucas Oil Stadium arbeitete, ist nicht schwer zu erraten: Es dreht sich, wie so oft, unter anderem um das liebe Geld. Denn die - man lese und staune - nicht hauptamtlichen Unparteiischen haben nach Angaben der Liga ein Angebot abgelehnt, das ihnen innerhalb von sieben Jahren Prämienerhöhungen im Bereich zwischen fünf bis elf Prozent pro Jahr versprach. Derzeit kassieren die Referees zwischen 3000 und 8000 US-Dollar pro Einsatz. Das neue Angebot hätte ihnen bis zu 200.000 US-Dollar in einer Saison bescheren können.
Es geht ums Prinzip?!
Das ist wahrlich kein schlechter Nebenverdienst und entspricht Pi mal Daumen dem, was ein FIFA-Schiedsrichter in einer Fußball-Saison verdienen kann. Mit dem Unterschied, dass ein NFL-Referee nur sechs Monate im Jahr beschäftigt ist. Was also haben die Schiedsrichter an dem Angebot auszusetzen? Höchstwahrscheinlich die NFL-Forderung, den Job an der Seitenlinie und auf dem Feld als einzigen während der Saison zu betreiben.
Führt man sich dabei vor Augen, dass Spitzenleute wie Muskelmann Ed Hochuli, der als Rechtsanwalt arbeitet, oder Mike Carey, dem eine Snowboard-Fabrik gehört, sicher ein weitaus höheres Auskommen haben, ist das Geld-Argument nicht mehr so schlüssig. Was den Unparteiischen ebenfalls sauer aufstößt, ist der Plan der NFL drei weitere Referee-Teams berufen, so würde der Anteil der bereits Etablierten am Kuchen kleiner werden.