Die Nationalen Anti Doping Agenturen von 17 Ländern haben eine klare Gewaltenteilung im weltweiten Anti-Doping-Kampf gefordert. In einer nach einem Treffen in Bonn formulierten Mitteilung sprachen sich die Vertreter der NADAs dafür aus, dass "kein Entscheidungsträger innerhalb einer Anti-Doping-Organisation ein Amt oder eine Funktion innerhalb einer Sport- oder Sportevent-Organisation innehaben sollte".
Damit kritisieren die NADAs unter anderem die auf dem hochkarätig besetzten "olympischen Gipfel" Anfang Oktober ausgearbeiteten Vorschläge zur Reform des weltweiten Anti-Doping-Kampfes. Der Summit hatte beschlossen, dass eine neue Einheit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) das Kontrollmanagement vom IOC und den Verbänden übernehmen solle, gleichzeitig aber den Einfluss des IOC gesichert. IOC-Mitglied Craig Reedie ist nebenbei auch Präsident der WADA.
"Wir können nicht den Fuchs den Hühnerstall bewachen lassen", sagte Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) am Donnerstag: "Die Entscheidungsträger müssen absolut unabhängig vom Sport sein." Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende von Deutschlands Nationaler Anti Doping Agentur (NADA), meinte: "Wir müssen professionelle Strukturen schaffen und wollen auch bei der WADA Interessenskonflikte ausgemerzt sehen."
Reedies Doppelfunktion in WADA und IOC scheint vor diesem Hintergrund nicht länger tragbar. "Wir sprechen nicht über Personen sondern über Positionen", sagte Tygart zwar, ergänzte aber: "Wenn das Herrn Reedie einschließt, muss er seinen Platz in allen Entscheidungsebenen räumen."
Die Vertreter der NADAs forderten IOC-Präsident Thomas Bach und die WADA dazu auf, "intensive Gespräche über die Reformen" und ihr "Bekenntnis zu einem vom Sport unabhängigen Anti-Doping-Kampf" aufzunehmen. Eine "starke und unabhängige Stimme" sei in diesem Prozess unabdingbar, damit die Rechte der Athleten vollständig verteidigt werden können.