Suzuka, 5. Oktober 2014, es regnet, die Sicht ist schlecht und Jules Bianchi rast mit seinem Marussia unter einen Bergungskran, die Rettungskräfte ziehen den Franzosen bewusstlos aus dem Wrack. Die schrecklichen Bilder haben die Formel 1 aufgewühlt. "Wir dürfen so etwas nie wieder passieren lassen", sagte Chefpromoter Bernie Ecclestone, nachdem Bianchi den Kampf um sein Leben verloren hatte.
Nach langer Entwicklungsarbeit reagiert die Königsklasse jetzt: Ab der Saison 2017 soll ein verbesserter Cockpit-Schutz eingeführt werden. Damit sollen schwerwiegende Kopfverletzungen verhindert werden. Nach Informationen der BBC hat Renndirektor Charlie Whiting die Teams informiert, dass sich der Weltverband FIA dabei für das von Mercedes entwickelte System namens "Halo" (Heiligenschein) entschieden hat.
"Die Fahrer sind überzeugt, dass spätestens 2017 ein Extra-Schutz für den Kopf des Piloten kommen muss", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot Alexander Wurz, Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA.
Halo für mehr Sicherheit
Das "Halo"-Konzept umfasst zwei Streben, die seitlich am Cockpit nach vorne geführt und in der Mitte von einer Hauptstrebe gestützt werden. Dieser Schutz soll größere Trümmerteile oder Reifen aufhalten und so stark sein, dass er notfalls ein komplettes Auto aufhalten kann. "Wir Fahrer sind natürlich glücklich, dass die FIA unserem Wunsch entspricht", sagte Wurz: "Wir kommen nun in die Design-Phase, in der es darum gehen wird, dass die Piloten offen sind für ein verändertes Sichtspektrum. Ich bin gespannt, wie die Teams eine Design-Lösung finden, die cool und schnell aussieht."
Der Kopf eines Formel-1-Piloten ist durch das bisher offene Cockpit bis auf den Helm bei Unfällen völlig schutzlos, oft kommt es deshalb zu schlimmen Verletzungen - wie bei Felipe Massa, der 2009 von einer umherfliegenden Stahlfeder getroffen wurde. Nach Bianchis Tod wurde die Sicherheitsdebatte noch einmal intensiviert. Am Rande des Großen Preises der USA im Oktober hatten FIA-Sicherheitsexperten drei Konzepte präsentiert - unter anderem auch eine geschlossene Kuppel wie bei Düsenjets. Doch das "Halo"-Konzept überzeugte offenbar am meisten.
Geschlossenenes Cockpit
"Es hat sich herauskristallisiert, dass dies eine in allen Bereichen sehr effiziente Lösung ist", sagte Wurz: "Es handelt sich dabei nicht um ein geschlossenes Cockpit, also kann der Fahrer besser geborgen werden, wenn ein Feuer ausbricht."
Die Fahrer zeigten sich zuletzt offen für Veränderungen, die mehr Sicherheit bedeuten können. "Alle schlimmen Unfälle im Motorsport führten in der jüngsten Vergangenheit zu Kopfverletzungen", sagte Ex-Weltmeister Fernando Alonso. Und selbst Ferrari-Star Sebastian Vettel, eigentlich glühender Formel-1-Purist, meinte unlängst: "Auch wenn ich kein Fan von geschlossenen Cockpits bin, muss man sich das anschauen."