Auch ohne das erhoffte "Wunder am Vesuv" überwog beim VfL Wolfsburg der Stolz auf eine mehr als anständige Europa-League-Saison. "Wir haben gezeigt, dass wir reif für höhere Aufgaben in Europa sind", sagte Trainer Dieter Hecking zufrieden nach dem 2:2 (0:0) im Viertelfinal-Rückspiel beim SSC Neapel.
Auch Mittelfeldspieler Maximilian Arnold fand Wolfsburgs internationale Auftritte trotz der 1:4-Hinspielpleite gegen Neapel "geil" und betonte: "Wir haben Blut geleckt und wollen natürlich mehr." Und zwar eine Etage höher, in der Königsklasse. Mit einem Sieg am Sonntag (17.30 Uhr im LIVE-TICKER) im Spitzenspiel bei Borussia Mönchengladbach wäre den Wölfen die direkte Champions-League-Qualifikation wohl sicher.
"Das ist ein Big-Point-Spiel", sagte VfL-Manager Klaus Allofs, der zudem seine Vertragsverlängerung mit dem Klub öffentlich bestätigte ("Wir sind uns einig"). Linksverteidiger Marcel Schäfer fieberte dagegen schon dem kommenden Mittwoch entgegen, an dem der VfL bei Drittligist Arminia Bielefeld im Halbfinale im DFB-Pokal antritt. "Wir sind heiß auf Berlin", sagte Schäfer.
Der Weg nach Warschau zum Europa-League-Finale bleibt Wolfsburg dagegen versperrt. Zumindest gelang dem letzten deutschen Klub im Wettbewerb im Stadion San Paolo ein anständiger Abschied, nachdem der zwischenzeitliche 0:2-Rückstand ein zweites Debakel gegen Neapel befürchtet ließ. Doch Timm Klose (71.) und Ivan Perisic (73.) sorgten mit einem Doppelschlag für halbwegs zufriedene Gesichter.
Hecking mit Stolz
"Wie die Mannschaft zurückgekommen ist, nötigt mir Respekt ab", sagte Trainer Hecking: "Aber die Hypothek aus dem Hinspiel war einfach zu groß." In der Europacup-Geschichte war es noch keinem Team gelungen, nach einer Heimniederlage mit drei oder mehr Toren Unterschied noch in die nächste Runde einzuziehen.
Für eine historische Tat spielte Wolfsburg bei allem Engagement nicht gut genug. Ohne die angeschlagenen Kevin de Bruyne (Fußprellung), André Schürrle (Schulterverletzung) und Vieirinha (Schüttelfrost) konnte Wolfsburg den Tabellen-Vierten der Serie A nur anfangs in Bedrängnis bringen.
Das Trio droht auch in Gladbach auszufallen. Vor allem Bundesliga-Topscorer de Bruyne, der nach 44 Pflichtspielen in dieser Saison erstmals fehlte, hätte in Neapel mit seiner Schnelligkeit, Kreativität und Torgefährlichkeit den Unterschied ausmachen können.
Der von Stürmerstar Gonzalo Higuain angeführte SSC darf dagegen weiter vom zweiten Europacup-Titel nach 1989 träumen. Die Gazzetta dello Sport feierte bereits: "26 Jahre nach dem legendären Diego: Neapel im Maradona-Stil."