Über die "Causa Leipzig" und die Nachfolge von Andreas Rettig wird schon seit Längerem diskutiert. Wenn sich die Vertreter der 36 Fußball-Profiklubs am Donnerstag um 11.30 Uhr in Neu-Isenburg zur DFL-Mitgliederversammlung treffen, dann wird aber höchstwahrscheinlich ein ganz anderes Thema für reichlich Gesprächsstoff sorgen.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass der ehemalige Bundesliga-Torwart Heinz Müller vor dem Arbeitsgericht einen Prozess gegen seinen Ex-Klub FSV Mainz 05 gewonnen hatte, dessen Urteil weitreichende Folgen für Vereine und Verbände haben könnte. Müller (36) hatte gegen die Befristung seines Vertrages geklagt - und Recht bekommen. Die Dimension des Urteils könnte nach Meinung von FSV-Präsident Harald Strutz sogar annähernd jene des Bosman-Urteils von 1995 erreichen.
Bis Mittwochvormittag allerdings stand der "Punkt Müller" noch nicht offiziell auf der Tagesordnung der DFL-Versammlung. Dafür werden sich die Funktionäre mit den Anfeindungen gegen RB Leipzig beschäftigen. DFL-Boss Christian Seifert hatte die Gewaltaktionen gegen den Klub bereits verurteilt. "Ich lasse mir nicht sagen, dass das was mit Kommerz-Kritik zu tun hat. Das sind Schatten-Argumente, ein Deckmantel, der Gewalt-Fantasien verhängt", hatte Seifert jüngst der Bild-Zeitung gesagt.
Rettig mit vorzeitigem Abgang
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kommt damit einer Forderung von Ralf Rangnick nach. Der Leipziger Sportchef hatte nach den Ausschreitungen rund um die RB-Partie Mitte März beim Karlsruher SC (0:0) den Fußball zum Handeln aufgerufen und harte Sanktionen gegen die Gewalttäter unter den Fans gefordert.Andreas Rettig wird am Donnerstag nicht mehr an der Sitzung teilnehmen. Der scheidende Geschäftsführer der DFL hatte bereits am 13. März seinen Schreibtisch geräumt, obwohl sein Vertrag offiziell erst am 30. Juni 2015 endet. Doch "im Sinne der Integrität des Wettbewerbs" entschied sich Rettig für den vorzeitigen Abgang und nimmt auch nicht mehr an der Auswertung der Lizenzierungsunterlagen für die kommende Saison teil.
Ob es überhaupt einen Nachfolger für den 51-Jährigen geben wird, steht offenbar noch gar nicht fest. Nach Informationen des kicker tendiert der DFL-Aufsichtsrat dazu, die Position nicht neu auszuschreiben. Gut möglich, dass Seifert künftig die Aufgaben des Geschäftsführers Spielbetrieb übernimmt.
Nach Angaben der DFL wird ausschließlich der Aufsichtsrat über die künftige Struktur der DFL-Spitze entscheiden. "Beschlüsse oder Beratungen" dazu seien daher am Donnerstag nicht Gegenstand der Tagesordnung, teilte die Deutsche Fußball Liga am Mittwoch mit.