UEFA-Präsident Michel Platini hat zu Beginn des 39. Kongresses der Europäischen Fußball-Union eindringlich zum gemeinsamen Kampf gegen Nationalismus und Extremismus aufgerufen. "Dieses Ziel muss durch eine Verschärfung der Stadionverbote auf europäischer Ebene erreicht werden und, ich wiederhole es, durch die Schaffung einer europäischen Sportpolizei", sagte der Franzose.
Er "appelliere erneut an die Einsicht der Behörden, um zu verhindern, dass wir eine nicht allzu ferne finstere Vergangenheit, eine Vergangenheit, in der Hooligans und Fanatiker jeglicher Art in bestimmten europäischen Stadien das Sagen hatten, nicht noch einmal erleben müssen", sagte Platini: "Es ist sehr lange her, seit wir in Europa zuletzt einer so starken Zunahme von Nationalismus und Extremismus gegenüberstanden. Diese schleichende Tendenz ist in unseren Stadien wiederzufinden, da der Fußball einen Spiegel der Gesellschaft darstellt."
Dritte Amtszeit bestätigt
Die vergangenen Monate seien geprägt gewesen "von Bildern, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte", sagte der 59-Jährige, der in Wien in seine dritte Amtszeit bestätigt wird: "Einige unter uns haben diese Zeit miterlebt. Für mich liegt sie genau 30 Jahre zurück und niemand möchte dies jemals wiedererleben."
Die UEFA fühle sich aber "an diesen Fronten, an denen wir kämpfen", etwas auf sich alleine gestellt. "Wir können jedoch nur dann als Sieger hervorgehen, wenn wir von den Behörden unterstützt werden. Sie sind - wir sind - weder Gesetzgeber noch Magistraten noch Polizisten", sagte er in Richtung der 54 UEFA-Verbände: "Wir kämpfen allein mit unseren eigenen Mitteln. Mit begrenzten Mitteln."
FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (79) hat in seiner mit Spannung erwarteten Begrüßungsrede den Wahlkampf um sein Amt mit keinem Wort erwähnt, die Verbände der UEFA aber zur "Solidarität und Einheit" aufgerufen.
"Ich appelliere an sie alle, zusammen mit Europa diese Einheit innerhalb unserer Organisation herzustellen", sagte der Schweizer in Richtung der 54 UEFA-Verbände, von denen einige die größten Kritiker des FIFA-Bosses sind: "Europa ist wichtig, denn von Europa strahlt eine Kraft aus, die alle Konföderationen ebenfalls stärkt."
Blatter verweigert Diskussionsrunde
Blatter will am 29. Mai in Zürich in seine fünfte Amtszeit gewählt werden, herausgefordert wird er von Michael van Praag (67), Prinz Ali bin Al Hussein (39) und Luis Figo (42). Bereits in der vergangenen Woche hatte der Amtsinhaber deutlich gemacht, er führe keine Wahlkampagne, er mache seinen Job. Das Angebot, zusammen mit den drei Gegenkandidaten am Ende des Kongresses erneut ans Rednerpult zu treten, hatte er ausgeschlagen.
Nur indirekt ging er auf seine "Mission" ein: "Wir müssen uns bewusst werden, dass aus Altem das Neue hervorgeht, und dass ohne herausragende Leistungen die besten Strukturen zerfallen können. Gemeinsam müssen wir diesen Weg gehen." Alle "müssen sich zusammenraufen, um den Fußball in dieser Welt zu stärken".
Der Fußball habe eine enorme Kraft, sagte Blatter: "Der Fußball ist groß, er überwindet Landesgrenzen und baut Brücken, bringt Arm und Reich zusammen, verbindet Kulturen und Völker und vereint uns auf dem Globus. Der Fußball ist ein Symbol der Einheit und hat die Welt erobert."
Für die kommende Weltmeisterschaft in Russland machte Blatter erneut klar: "Ein Boykott hat noch nie zu einer Lösung geführt."