Der Formel-1-Rennstall Mercedes hat knapp drei Wochen vor dem Saisonstart erstmals einen kleinen Hinweis auf das wahre Tempo des neuen Silberpfeils gegeben. Zum Auftakt der letzten Testfahrten in Barcelona gelang Vizeweltmeister Nico Rosberg (Wiesbaden) die Tages-Bestzeit in 1:23,022 Minuten, zudem drehte der 30-Jährige stolze 82 Runden am Vormittag.
"Wir haben heute mal Qualifying probiert", sagte Rosberg: "Wir haben Sprit herausgenommen, sind auf Attacke gegangen. Das hat gut geklappt." Nach der Mittagspause griff dann Weltmeister Lewis Hamilton ins Lenkrad, die Silberpfeile teilten den Tag erneut unter ihren Piloten auf. Hamilton legte 90 Runden nach und konzentrierte sich dabei auf die Rennsimulation. Mit meist vollem Tank und härteren Reifen ging es dabei nicht um die Bestzeit.
Auch Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen war auf den Medium-Reifen insgesamt 72 Umläufe unterwegs, am frühen Nachmittag blieb er jedoch mit Getriebeproblemen liegen. Den Finnen und die Scuderia kostete das zwei Stunden der wertvollen Testzeit.
Rosberg hatte mit seiner Rundenzeit indes den Topwert von Ferrari-Pilot Sebastian Vettel aus der Vorwoche (1:22,810) relativiert. Der Heppenheimer hatte seine Bestzeit auf den ultrasoften Reifen gesetzt, der weichsten und damit schnellsten Mischung. Rosberg war am Dienstag dagegen auf den Softreifen unterwegs und kam damit bereits auf etwa zwei Zehntel an Vettels Wert heran. Der Unterschied zwischen Ultrasoft und Soft soll bei etwa einer Sekunde liegen. Vettel greift erst am zweiten Tag der viertägigen Session ins Geschehen ein.
Auch drei Wochen vor dem Auftakt in Melbourne (20. März) scheint die Dominanz von Mercedes ungebrochen, Rosberg wies allerdings auf die Ungewissheit in Bezug auf den wahren Leistungsstand hin: "Man weiß nie, wie viel Sprit der andere an Bord hat und mit wie viel Drehzahl gefahren wird. Die Konkurrenz soll auch nicht wissen, wo wir stehen."
Marchionne macht sich Sorgen
Ferrari-Boss Sergio Marchionne fürchtet die Stärke vom Weltmeister-Team in der neuen Saison. "Ich finde, bei Mercedes ist alles zu ruhig. Und wenn sie zu ruhig sind, muss man sich Sorgen machen", sagte der Italiener am Dienstag beim Autosalon in Genf.
Allerdings ist Marchionne auch von der Stärke des eigenen Teams um den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel überzeugt: "Ferrari hat ebenfalls einen sehr wettbewerbsfähigen Boliden. Unser Minimalziel ist, besser als letztes Jahr abzuschneiden. Ich habe großes Vertrauen."
Ferraris Tests in Barcelona seien ermutigend verlaufen, kommentierte Marchionne: "Die Piloten sind zufrieden, doch in weniger als 20 Tagen gibt es noch viel Arbeit zu leisten. Meine Hoffnung ist, dass Ferrari schon in Australien von der Pole Position startet."