Meisterfeier? Autokorso zum Rathausbalkon? Auf keinen Fall! Den 25. Titel in der Bundesliga feierte Rekordchampion Bayern München am Sonntag auf der Couch. Vor dem DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund gab es wichtigere Dinge als den Jubiläumstitel. "Nein", sagte Pep Guardiola, er habe für Sonntagabend anderes geplant als seinen geliebten Rioja zu trinken. "Ich schaue mir Dortmund an, wegen des Pokals, ich muss sie analysieren", sagte der Trainer des Rekordchampions.
Dass die Meisterschaft nur 23 Stunden nach dem mühsamen 1:0 (0:0) gegen Hertha BSC im Fernduell mit dem VfL Wolfsburg (0:1 bei Borussia Mönchengladbach) auch mathematisch sichergestellt wurde, interessierte Guardiola nur am Rande. Statt auf den Fernseher blickte er in seinen Laptop - volle Konzentration auf den BVB! Und das mahnte er nach dem Hertha-Spiel noch in der Kabine bei den Spielern an. "Wir haben darüber gesprochen und gesagt: Jetzt ist nicht der Moment zu stoppen!", berichtete der Spanier.
Denn Dortmund, begründete Guardiola die Ablehnung jedweden Meisterjubels, sei "gefährlicher als beim letzten Mal", als sie den Bayern am 4. April in der Bundesliga 0:1 unterlagen - "wegen der Situation mit dem Trainer und, weil es für sie die letzte Chance ist, einen Titel zu holen". Dass dieser Trainer, Jürgen Klopp, es ablehnte, sich bei seinem bis auf Weiteres letzten Gastspiel in München "mit Blumen weichkochen zu lassen", wie er sagte, hat die Wachsamkeit der Bayern nur gesteigert. "Die sind im Angriffsmodus, das wissen wir", sagte Sportvorstand Matthias Sammer verständisvoll nach dem feststehenden Titelgewinn bei Sky.
Dann äußerte er sich auch noch zur gewonnenen Meisterschaft: "Es ist ein großer Titel, der wichtigste und ehrlichste. Es ist überhaupt nichts Selbstverständliches. Der Trainer, Trainerstab und die Mannschaft haben Großartiges geleistet."
Der frühere Borusse lenkte sich am Sonntagabend beim Spiel der Bayern-Basketballer gegen Alba Berlin ab, Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge wollte sich neben Wasser immerhin "ein Glas Rotwein" gönnen. Aber eine echte Party? Bloß nicht! "Es ist das Wichtigste, dass wir im Fluss bleiben", betonte Rummenigge. Die Mannschaft solle sich "auf Dienstag konzentrieren, und dann auf den FC Barcelona, das ist nochmal eine Steigerung", sagte er mit Blick auf das Halbfinal-Duell in der Champions League mit Guardiolas "alter Liebe" am 6. und 12. Mai.
"Werden es richtig krachen lassen"
Dort will der FC Bayern nach Dienstag das zweite Ticket nach Berlin buchen - nach dem fürs Pokalfinale (30. Mai) das fürs Endspiel der Königsklasse im Olympiastadion (6. Juni). Und erst wenn alles vorbei ist, meinte Rummenigge, "werden wir es richtig krachen lassen" - am liebsten mit drei Trophäen. Dann gerne auch mit einem Autokorso, natürlich in Richtung Rathausbalkon auf dem Marienplatz.
Zuvor warte am Dienstag ein "hitziges und intensives Spiel" (Rummenigge) gegen den BVB, das die Bayern schon am Samstag im Hinterkopf hatten. "Es war deshalb psychologisch nicht einfach", erklärte Sammer den müden Kick. Dass es trotzdem gegen defensiv gut organisierte Berliner zum Sieg reichte, lag am Tor von Bastian Schweinsteiger (80.), das Mitchell Weiser mit starkem Dribbling vorbereitete (Guardiola: "Ein Geniestreich"). Und an Manuel Neuer, der gegen Nico Schulz mit einer Weltklasse-Parade das 0:1 verhinderte (54.).
"Deutscher Meister ist nur der FCB!"
Für die Fans war danach klar: "Deutscher Meister ist nur der FCB!". Mehr als eine kurze "La Ola" vor der Südkurve war für die Profis aber nicht drin. "Wir wollen alle Kräfte bündeln, um Dortmund zu schlagen", sagte Neuer. Helfen sollen Arjen Robben und Medhi Benatia, die am Sonntag wieder mittrainierten. "Das gibt uns einen Schub", sagte Sammer.
Schweinsteiger war nach fünf verpassten Pflichtspielen schon gegen Hertha (gut) dabei, Javi Martínez stand erstmals seit 13. August 2014 im Kader, und auch Rafinha kehrt zurück. "Das ist wichtig", sagte Rummenigge, "wir brauchen die Qualität auf dem Platz." Gegen Dortmund - und gegen Barça.