Am Mittwoch sprach Fredi Bobic in einem Interview noch ausführlich über die Zukunft beim VfB Stuttgart - nur wenige Stunden später war der Sportvorstand bei den Schwaben jedoch Vergangenheit. Noch vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund am Abend wurde Bobic die Krise beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten offenbar zum Verhängnis. Dies berichteten am Mittwoch übereinstimmend mehrere Medien.
Der VfB enthob den Europameister von 1996 offenbar seines Amtes. Bobic soll am Mittwochmorgen telefonisch über seinen Rauswurf informiert worden und daraufhin von Dortmund nach Stuttgart zurückgefahren sein.
Bobic hatte 2010 den Posten des Sportdirektors bei den Schwaben übernommen. Im Januar 2012 war sein Vertrag noch bis 2016 verlängert worden. Im vergangenen Jahr war der frühere Stürmer auch in den Vorstand des VfB aufgerückt.
Bobic, der Sündenbock
Bobic stand schon in der vergangenen Spielzeit, in der der VfB nur knapp dem Abstieg entrann, stark in der Kritik. Auch der Start in diese Saison war schwach. Vor dem Gastspiel am Mittwochabend bei Vizemeister Dortmund war Stuttgart mit nur einem Punkt aus vier Spielen Tabellenletzter. Im DFB-Pokal scheiterte die Mannschaft von Trainer Armin Veh zudem in der ersten Runde an Zweitligist VfL Bochum.Bei den Fans galt aber nicht der frühere Meistertrainer Veh, sondern Bobic als Sündenbock - und zwar schon länger. Zumal seine Bilanz mit dem VfB auch rein tabellarisch gesehen nicht gerade für ihn sprach. Der VfB blieb mit den Plätzen 12, 6, 12 und 15 jeweils unter seinen Ansprüchen.
Einen freiwilligen Abschied schloss Bobic zuletzt aber trotz der teilweise schlimmen Anfeindungen aus: "Davonlaufen kann jeder. Ich bin nicht der Typ, der hinwirft. Ich gehe konsequent meinen Weg." Diesen beendeten nun aber die Verantwortlichen. Dabei hatte Präsident Bernd Wahler Bobic nach dem 0:2 am vergangenen Wochenende gegen 1899 Hoffenheim noch "als Mann unseres Vertrauens" bezeichnet.
Personalpolitik als oberster Kritikpunkt
Vor allem die Zusammenstellung der Mannschaft wird Bobic angelastet. Dass die Personalentscheidungen, wie Bobic immer wieder betonte, im Team gefallen sind, half ihm angesichts einer erneut drohenden Horrorsaison nicht mehr.Dabei hatte er kurz vor dem Rauswurf in der Welt noch aufgezeigt, wie er sich den Weg des VfB vorstellt. Man werde mit der Mannschaft "in Ruhe weiterarbeiten. In der Truppe stimmt es, sie hat Herz", sagte Bobic und sprach sich erneut für "die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft aus". Die wird im nächsten Jahr auch kommen - aber ohne Bobic.