Sportvorstand Matthias Sammer hat am Donnerstag keine weitere Stellungnahme zum umstrittenen Trainingslager des FC Bayern in Doha/Katar abgeben wollen. Die Argumente seien bekannt, er bitte dies zu respektieren, sagte er. "Wir haben uns geäußert dazu, aber wir werden uns jetzt nicht nochmal dazu äußern und nochmal äußern und uns dann zu den Äußerungen, die dazu gekommen sind, nochmal äußern, damit die, die sich geäußert haben, wieder auf die Äußerungen reagieren", ergänzte Sammer.
Tatsächlich gibt es zu dem Thema von Seiten des FC Bayern lediglich Aussagen von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in Sport Bild. "Wir wissen, dass wir in ein Land fahren, in denen die Menschen teilweise eine andere Kultur als in Deutschland pflegen. Wir informieren uns. Aber ein Trainingslager ist keine politische Äußerung. Niemand sollte Dinge vermischen, die nicht zusammengehören", hatte er dort Mitte Dezember unter anderem gesagt.
Wer wird Deutscher Meister 15/16? - Wetten auf tipp3.de
Für diese Aussagen war Rummenigge unter anderem von der Anti-Korruptions-Expertin Sylvia Schenk kritisiert worden. Die Frankfurter Rechtsanwältin warf dem Klubchef bei Focus Online eine "erschreckende Verharmlosung der Probleme" vor Ort vor: Der FC Bayern "verbräme" mit dem Hinweis auf eine andere Kultur die Probleme in der Frage von Menschen- und Arbeitsrechten. Özcan Mutlu, Sprecher für Sportpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sagte, es sei "unglaublich, dass der FC Bayern nichts dazu lernt".
Lob für Torwart-Talent
Sportvorstand Matthias Sammer hat sich im Trainingslager des FC Bayern in Doha/Katar begeistert von Torhüter-Talent Christian Früchtl gezeigt. "Seine Voraussetzungen sind der Wahnsinn. Mit 15 Jahren schon so ein Körper. Dazu tolle Fähigkeiten und Talent. Er bringt sehr viele Anlagen mit. Sein Gesamtpaket ist spannend", sagte er am Donnerstag.
Früchtl ist der U16-Torhüter der Münchner. Er stammt aus Bischofsmais im Bayerischen Wald und ist 1,90 m groß (Schuhgröße 50). Die Bayern waren auf ihn durch seine Leistungen in der Bayern-Auswahl aufmerksam geworden. Von Trainer Pep Guardiola war der Teenager als vierter Torhüter neben Manuel Neuer, Sven Ulreich und Tom Starke mit nach Doha genommen worden.
Sammer räumte ein, dass die Berufung zu den Profis "sehr früh" erfolgt sei, betonte aber, zuvor unter anderem mit Früchtls Eltern gesprochen zu haben. "Wir haben bei ihm nicht das Gefühl, dass die Gefahr besteht, dass er denkt: 'Jetzt habe ich es geschafft.' Das ist auch ein Zeichen an die jungen Spieler beim FC Bayern."
Mit Sonderregelung ins Trainingslager
Früchtl hat bislang zweimal für die deutsche U16 gespielt und war in dieser Saison auch schon bei der U19 in der UEFA Youth League beim Spiel bei Dinamo Zagreb (1:0) zum Einsatz gekommen. Damit das Nachwuchstalent mit nach Doha reisen konnte, sei unter anderem eine Sonderregelung mit der Schule getroffen worden, sagte Sammer.
Der am 28. Februar 2000 geborene Früchtl ist der jüngste Spieler im Münchner Trainingslager. Trainer Guardiola hat darüber hinaus die Talente Milos Pantovic (19), Niklas Dorsch (17), Fabian Benko (17) und Marko Friedl (17) mitgenommen.