Die Wünsche waren gut gemeint, doch sie kamen für Barack Obama zu spät. "Es ist vorbei, es ist vorbei", sagte der US-Präsident bei der alljährlichen Messe für junge Wissenschaftler im Weißen Haus. Ein 14-Jähriger hatte dem berühmten Basketballfan etwas Glück für dessen Tipps zur College-Meisterschaft mitgeben wollen. Der Teenie wusste nicht, dass die Prognose am Wochenende geplatzt war.
Wie Millionen andere Amerikaner füllt Obama Jahr für Jahr sein Bracket aus. Den Turnierbaum mit den letzten 68 Teams, die in der NCAA von Mitte März bis Anfang April um die Meisterschaft spielen. Öffentlichkeitswirksam geschieht das, schließlich ist Obama Politiker. Dass er bei dem Spaß mitmacht, so wie viele seiner Landsleute, gefällt nicht jedem.
Kritik von Charlie Sheen
Zeitverschwendung sei das, ätzte jüngst Schauspieler Charlie Sheen, "wenn man bedenkt, in welchem Zustand die Welt sich befindet". Der Konter kam prompt. "Hört auf, aus allem eine große Sache zu machen", sagte NBA-Legende Charles Barkley und redete Klartext: "Das geht an all die Leute in Amerika, denen nicht gefällt, dass Obama sein Bracket ausfüllt: Sagt doch einfach, dass ihr ihn nicht leiden könnt, weil er schwarz ist."
Allein diese Diskussion zeigt, welche Bedeutung die sogenannte "March Madness" hat. Das Thema bewegt die Massen. Im Frühjahr, immer dann, wenn die Football-Saison in der NFL vorbei ist, die Baseball-Saison in der MLB noch nicht begonnen hat und die NBA-Basketballer sowie NHL-Eishockeyprofis kurz vor der heißen Phase stehen, dominieren weitestgehend namenlose Talente die US-Sportwelt.
Während es hierzulande selbst eingefleischten Basketballfans völlig egal ist, wer die Hochschulmeisterschaft gewinnt, herrscht in den USA Fieber. Allein auf der Website des TV-Senders ESPN haben fast zwölf Millionen User im Tippbogen eingetragen, wer wohl in den einzelnen K.o.-Runden weiterkommt. Es geht darum, alle Sieger vorherzusagen und natürlich auch den Champion.
Kentucky macht das Rennen, meint Obama. Das ist sogar noch möglich, nur der vermutete Finalgegner Villanova ist nicht mehr dabei, wenn am Donnerstag das Achtelfinale ("Sweet Sixteen") beginnt. Der Präsident ist mit der Fehleinschätzung nicht allein - von den ESPN-Tippern haben bis zum jetzigen Zeitpunkt ganze 14 alle Sieger richtig vorhergesagt.
Sechs deutsche Titelträger
Nur wer an die Utah Utes, Team des derzeit verletzten Kenneth Ogbe (20), geglaubt hat und an die Michigan State Spartans um Stammspieler Gavin Schilling (19), lag richtig. Die beiden deutschen Junioren-Nationalspieler haben noch die Chance, es Niels Giffey gleich zu tun. Vor einem Jahr hatte der Bundesliga-Profi von Alba Berlin zum Abschied vom College mit den Connecticut Huskies zum zweiten Mal nach 2011 den Titel geholt. Sechs Deutsche haben bislang die Trophäe gewonnen.
Schilling ist im Osten, eine von vier Regionen, nur Außenseiter. Die an Position sieben eingestuften Spartans treffen auf Oklahoma (3.). Noch schwieriger dürfte es für die Utes werden. Im Süden spielt das Team gegen Duke (1.) um Trainerlegende Mike Krzyzewski, gleichzeitig US-Nationalcoach.
Sollte es eine Überraschung geben, geht es für Ogbe oder Schilling oder auch beide im "Elite Eight" weiter, danach folgt das Final Four in Indianapolis. Im Lucas Oil Stadium, Heimstätte des NFL-Teams Indianapolis Colts, wird am 4. (Halbfinals) und 6. April (Finale) vor rund 70.000 Zuschauern gespielt. Die Sieger empfängt Obama.