Egal, wohin die Reise bei der EM in Frankreich geht - für Manuel Neuer ist die deutsche Nationalmannschaft auch für die kommenden Jahre gut gerüstet. "Wir sind in der Breite sehr gut besetzt, haben fast nur Spieler, die in europäischen Spitzenklubs spielen. Wir haben eine sehr gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Wilden", sagte die deutsche Nummer eins der Welt am Sonntag vor dem Achtelfinale des Weltmeisters gegen die Slowakei.
Die Debatte um Führungsspieler, die nach dem 0:0 im zweiten Gruppenspiel gegen Polen vom früheren Kapitän Michael Ballack angestoßen worden war, hält Neuer für völlig überzogen. "Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn Ex-Spieler ihre Meinung äußern", versicherte er, betonte aber auch: "Ich kann nur sagen, dass wir charakterstarke Spieler im Team haben, angefangen bei unserem Kapitän Bastian Schweinsteiger." Ballack hatte kritisiert, der deutschen Mannschaft fehle "ein bisschen Persönlichkeit und Charakter".
Vor allem das Auftreten der Youngster im EM-Aufgebot imponiert Neuer. "Grundsätzlich sind die jungen Spieler heutzutage frecher und selbstbewusster als noch vor einigen Jahren, das gefällt mir", sagte er, "ich sehe also nicht, wo es uns an Charakter und Persönlichkeit fehlen sollte." Deshalb sei die Führungsspieler-Debatte auch nur ein Thema in der Öffentlichkeit, "aber nicht bei uns."
Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt
Neuer betonte wie zuvor schon Bundestrainer Joachim Löw oder Teamkollege Sami Khedira, dass die Hierarchie in der DFB-Auswahl stimme. "Noch einmal: Ich finde, dass wir viele Spieler haben, die sehr erfahren sind, schon einige Turniere gespielt haben und intern klar ihre Meinung äußern", sagte Neuer. Auch bei der deutschen Nationalelf "gibt es eine Hierarchie, auch wenn die vielleicht etwas anders funktioniert als noch zu Ballacks Zeiten", die Verantwortung werde eben auf mehrere Schultern verteilt: "Und das finde ich gut so."
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Zuvor war Khedira beinahe der Kragen geplatzt. Für den 29 Jahre alten Mittelfeldspieler vom italienischen Meister Juventus Turin war die Debatte über fehlende Führungsspieler nichts als "Comedy". Und auch Löw hatte mit Blick auf Ballack, den er 2010 als Kapitän entmachtet hatte, klargestellt, dass ihm diese Diskussion nur "ein Lächeln" ins Gesicht zaubere. Mit Neuer, Khedira, Schweinsteiger, aber auch Jerome Boateng, Mats Hummels, Thomas Müller oder Mesut Özil sei das deutsche Team bestens aufgestellt.