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Sollte sie auf eine Ehrenrunde gehen oder würde es der bittersten Momente in ihrer Karriere werden? Lilli Schwarzkopf musste eine Stunde warten, bis sich herausstellte, dass die Disqualifikation keine Gültigkeit besaß. Im Interview schildert sie die bangen Minuten.
Wie haben Sie das Wirrwarr um ihre Disqualifikation verarbeitet?
Lilli Schwarzkopf: Ich habe zwei Stunden geschlafen. Mir tut zwar am Körper alles weh, aber ich bin nun wesentlich gelassener und erleichtert. Das kann man nur mit der Hölle vergleichen. Man fällt in so ein Riesenloch und glaubt es im ersten Moment nicht. So etwas passiert im Siebenkampf ziemlich selten und es passiert mir ausgerechnet über 800 Meter bei Olympia. Was für 'ne Horrorvorstellung.
Nach dem starken 800-Meter-Rennen schien eine Medaille sicher. Wie haben Sie reagiert, als Ihnen eine Kampfrichterin sagte, dass sie wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert sind?
Schwarzkopf: In dem Augenblick habe ich gedacht, es schlägt mich von den Hacken. Ich bin quasi wie tot. Bei dem endlos langen Warten habe ich gedacht, es vergehen Jahre. Man steht da und hat den Siebenkampf seines Lebens gemacht. Man rechnet vielleicht damit, dass man über die Hürden stürzt oder drei ungültige Versuche im Weitsprung macht, aber über 800 Meter disqualifiziert zu werden. Nein.
Während der Ehrenrunde haben Sie immer wieder auf die Videotafel geschaut und auf das Endergebnis gewartet. Doch da kam nichts...
Schwarzkopf: Die Ehrenrunde wurde mir leider geklaut. Wenn es dann so ausgeht - sei es drum. Ich bin erleichtert.
Das ganze Wirrwarr dauerte mehr als eine Stunde und es wurde durch einen Fehler einer Kampfrichterin verursacht, die ihren Fuß mit dem einer anderen Athletin verwechselte!
Schwarzkopf: Offiziell hat sich keiner entschuldigt. Es passieren Fehler, das ist menschlich, aber so ein Irrtum dürfte eigentlich nicht sein. Ich bin froh, dass ich nicht die Leidtragende bin. Im Endeffekt ist es okay so.
Eigentlich sind sie nicht als Medaillenkandidatin nach London gereist. Sind Sie am Ende selbst überrascht, dass Sie Silber geholt haben?
Schwarzkopf: Ich habe das erst bei der Siegerehrung realisiert und bin über eine Medaille einfach froh. Es ist Jahre her, dass es bei einem Siebenkampf für mich richtig rund lief. Ausgerechnet bei Olympia darf ich dann sagen: Ja, ich hab' es geschafft.