David Storl schüttelte kurz mit dem Kopf. Der Kugel-Koloss verpasste zum Auftakt der deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm den angestrebten ersten Stoß über die 22-Meter-Marke - trotzdem zementierte der Chemnitzer kurz vor der EM in Zürich (12. bis 17. August) seinen Anspruch auf Gold. Der erst 23 Jahre alte zweifache Weltmeister sicherte sich vor der spektakulären Kulisse des Münsters mit 21,87 m seinen vierten nationalen Freilufttitel in Serie. Trotzdem war Storl nicht richtig zufrieden, haderte mit seiner Technik und massierte sich immer wieder die Waden.
"Ich wollte schon ein Stückchen weiter stoßen, aber 21,87 m schaffe ich auch nicht jeden Tag", sagte Storl, "aber ich bin sehr konstant. In Zürich versuche ich die 22 m zu knacken."
Erst vor knapp einer Woche hatte der Polizeimeister-Anwärter seine Bestleistung in London auf 21,97 m gesteigert. Damit ist der Europameister und Olympia-Zweite von 2012 die unumstrittene Nummer eins in Europa. Nur der US-Amerikaner Joe Kovacs (22,03) stieß in dieser Saison bisher weiter als Storl. Hinter dem Dominator im Ring wurde Christian Jagusch (Neubrandenburg) mit 19,73 m Zweiter, Rang drei sicherte sich Tobias Dahm (Sindelfingen) mit 19,62 m.
In Zürich muss Storl kaum Konkurrenten um Gold fürchten. Selbst Polens Olympiasieger Tomasz Majewksi (21,04 m in diesem Jahr) und der Russe Alexander Lesnoi (21,40) dürften nicht mehr als Sparringspartner für den Sachsen sein - doch Storl warnt vor überzogenen Erwartungen. "Man darf eine Europameisterschaft nicht unterschätzen", sagte er: "Gute 21 Meter braucht es schon, um da ganz vorne mitzumischen." Für den Weltmeister in Normalform ein Klacks.
Schwanitz siegt überlegen
Das weibliche Pendant zu Storl heißt Christina Schwanitz. Bei der EM wird im Kampf um Gold kein Weg an der Vize-Weltmeisterin vom LV 90 Erzgebirge vorbeiführen. In Ulm unterstrich die Sportsoldatin mit 19,69 m ihre Ausnahmestellung und holte sich nach 2011 und 2013 ihren dritten nationalen Freiluft-Titel. Mit im Mai erzielten 20,22 m ist die 28-Jährige die klare Nummer eins in Europa. Mit ihrer Weite haderte Schwanitz deshalb auch ein bisschen. "Ich hatte mir mehr vorgenommen, aber ich wollte wohl zu viel", sagte sie: "Und dann funktioniert es eben nicht."Erstmals in der Geschichte der deutschen Meisterschaften wurde das Kugelstoßen nicht in einem Stadion ausgetragen, sondern als ausgelagertes Showelement vor dem höchsten Kirchturm der Welt. Rund 4000 Zuschauer besuchten das Event. DLV-Präsident Clemens Prokop war begeistert: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir gehen in die Stadt, sind nah an den Menschen und holen die Fans ab."