Der Gewinn der 20. deutschen Meisterschaft ist nur noch Formsache, doch die schier unersättlichen Titeljäger des THW Kiel wollen erstmals seit drei Jahren auch wieder auf Europas Thron. "Wenn man so weit gekommen ist, will man natürlich auch den Titel", sagte der Kieler Superstar Filip Jicha vor dem Champions-League-Halbfinale am Samstag (18.00 Uhr im LIVE-TICKER) beim Final Four in Köln gegen den ungarischen Meister MKB Veszprem.
Die Konkurrenz beim "Weihnachtsfest für Handballer" (THW-Trainer Alfred Gislason) ist allerdings enorm. Die Weltauswahl des FC Barcelona peilt ihren achten Triumph seit Einführung der Champions League in der Saison 1993/94 an, der polnische Meister KS Vive Kielce träumt ebenfalls vom ganz großen Wurf.
Für THW-Geschäftsführer Thorsten Storm ist es daher das "stärkste Turnier aller Zeiten", bei dem "Barcelona leichter Favorit unter vier sehr starken Mannschaften" ist. Kiel hat die Champions League bisher dreimal (2007, 2010, 2012) gewonnen, für den ehemaligen Nationalspieler Stefan Kretzschmar könnte am Sonntag (18.00 Uhr/Sky) im Finale der vierte Titel für den deutschen Rekordmeister folgen. "Der Kader der Kieler Mannschaft ist der Beste im europäischen Handball", sagte Kretzschmar.
Doch die anderen Top-Teams beim Final Four brauchen sich davor nicht verstecken. Barcelonas Rückraum mit den Superstars Nikola Karabatic, Kiril Lazarov und Siarhei Rutenka muss erst einmal gestoppt werden. Kiels Halbfinal-Gegner Veszprem warfen Laszlo Nagy und die Ex-Kieler Momir Ilic und Christian Zeitz zur achten ungarischen Meisterschaft in Folge. Das Gerüst von Kielce ist fast identisch mit der polnischen Nationalmannschaft, hinzu kommen Topstars wie Uros Zorman oder Julen Aguinagalde. Der Ex-Kieler Tobias Reichmann steht ebenfalls beim polnischen Champion unter Vertrag.
Gislason erwartet Duell auf Augenhöhe
Im Halbfinale gegen Veszprem erwartet THW-Erfolgstrainer Gislason ein "Duell auf Augenhöhe". Veszprem sei noch stärker als in den Vorjahren, ist sich der Isländer sicher, während Jicha anfügt, dass es "keinen Sinn macht, über Favoriten zu sprechen". Das Selbstvertrauen beim Gegner ist jedenfalls groß. "In Köln hält am Ende das Team die Trophäe in den Händen, dass in den beiden Begegnungen die beste Tagesform hat. Das muss nicht unbedingt die Mannschaft sein, die auf dem Papier die stärkste ist", sagte der Ex-Hamburger Andreas Nilsson, der vor dieser Saison nach Ungarn gewechselt war.
Die vier Mannschaften wollen den jeweils 19.750 Zuschauern am Samstag und Sonntag in der seit Monaten ausverkauften Arena eine große Show liefern. Die Spiele werden in über 120 Ländern auf fünf Kontinenten übertragen.