Severin Freund genoss kurz die verdienten Ovationen für seinen starken dritten Platz, dann verneigte er sich vor dem "unschlagbaren" Peter Prevc: Auch bei der großen Vierschanzentournee-Revanche in Willingen hat der Weltmeister den slowenischen Dominator nicht knacken können. "Peter ist im Moment einfach das Maß aller Dinge", sagte der 27-Jährige, der neben dem souveränen Sieger Prevc auch dem Norweger Kenneth Gangnes den Vortritt lassen muste.
Prevc sprang vor 12.000 Zuschauern bei der Generalprobe für die am Freitag beginnende Skiflug-WM in Bad Mitterndorf erneut in einer eigenen Liga, siegte nach zwei Bilderbuch-Sätzen auf 148,5 und 145,5 m mit 264,9 Punkten ungefährdet vor Gangnes, der auf 249,4 Punkte (139,5+141,0) kam.
Der Tournee-Zweite Freund (Rastbüchl), der 24 Stunden zuvor das deutsche Team zum Sieg geführt hatte, zeigte bei schwierigen Bedingungen zwei tadellose Versuche auf 145,5 und 133,0 m, lag mit 234,2 Punkten aber gewaltige 30,7 Zähler hinter Prevc. Gegen den Überflieger, der als haushoher WM-Favorit an den Kulm reist, findet er aber im Moment kein Mittel. Freund, bei den Skiflug-Weltmeisterschaften Titelverteidiger, muss auf Patzer des Slowenen hoffen.
Freund muss damit auf seinen dritten Einzelsieg in Willingen nach 2010 und 2015 warten. Weit schlimmer erwischte es allerdings Österreichs Tournee-Dritten Michael Hayböck, der in Willingen überraschend als 37. den zweiten Durchgang verpasste.
Zweitbester Deutscher hinter Freund war Andreas Wellinger (Ruhpolding) auf einem starken Platz fünf mit 222,7 Punkten (143,5+129,5 m). Für den Team-Olympiasieger war es das beste Saison-Ergebnis. Richard Freitag (Aue) wurde hingegen nach einem völlig verkorksten zweiten Sprung nur 29. (171,9 Punkte/134,0+111,5 m).
Karl Geiger verpasst zweiten Durchgang
Andreas Wank (Hinterzarten) blieb mit Platz 14 sowie Sprüngen auf 129,5 und 128,0 m (191,7 Punkte) im Rahmen seiner Möglichkeiten. Altmeister Michael Neumayer (Oberstdorf) belegte einen soliden 21. Platz (179,0/131,0+125,5), der Willinger Lokalmatador Stephan Leyhe wurde 23. (178,4/126,5+124,5). Als einziger Deutscher hatte der Oberstdorfer Karl Geiger auf Platz 36 den zweiten Durchgang verpasst.
Der übermächtige Prevc setzt derweil neue Maßstäbe, hat sieben der vergangenen acht Springen gewonnen - lediglich Freund konnte in Oberstdorf diese Serie durchbrechen. "Ich genieße es im Moment, alles kann sich so schnell zum Schlechten wenden", sagte Prevc: "Das habe ich hier im Team-Wettbewerb gemerkt."
Nach dem vierten Sieg in Folge hat der 23-Jährige auch die von den Finnen Janne Ahonen und Matti Hautamäki (beide 2004/05) sowie von den Österreichern Thomas Morgenstern (2007/08) und Gregor Schlierenzauer (2008/09) gehaltene Bestmarke von sechs Siegen in Serie im Visier.
Am Samstag hatte ein überragender Freund dem DSV-Quartett den ersten Teamsieg in Willingen seit sechs Jahren beschert. Als letzter Springer des ersten Durchgangs war Freund mit einem Traumsatz 149,0 m weit und nur drei Meter kürzer als der Schanzenrekord gesprungen, die deutsche Mannschaft hatte damit hauchdünn mit 0,6 Punkten Vorsprung vor Norwegen die Führung übernommen.
Da der Wettkampf daraufhin wegen starker Winde abgebrochen wurde, standen Freund, Wank, Wellinger und Freitag damit als Sieger fest - in der gleichen Besetzung hatte Deutschland auch den ersten Team-Weltcup Ende November in Klingenthal gewonnen. Hinter den DSV-Adlern und Norwegen wurde Österreich Dritter, Slowenien mit einem ungewohnt schwachen Peter Prevc (124,0 m) wurde nur Vierter.