Am Samstag spielt der FC Bayern gegen Borussia Dortmund - das interessierte die Münchner am Freitag angesichts der Auslosung für das Halbfinale der Champions League aber nur am Rande.

Karl-Heinz Rummenigge zeigte kaum eine Regung, als im fernen Nyon gleich nach dem Zettel mit "Real Madrid" der Zettel mit dem Aufdruck "FC Bayern München" gezogen wurde. Fast emotionslos registrierte der Vorstandsvorsitzende die Auslosung für das Halbfinale in der Champions League, die zum wiederholten Male den deutschen und den spanischen Fußball-Rekordmeister beim Kampf um den Einzug ins Endspiel zusammenführt. Real Madrid hatte im Viertelfinale Borussia Dortmund ausgeschaltet und zuvor Schalke 04 eliminiert - doch den Bayern jagen der derzeit angeschlagene Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Co. offenbar keine Angst ein.

Ganz im Gegenteil. Sportvorstand Matthias Sammer sprach euphorisch von einem "fantastischen Halbfinale. Das werden zwei Fußballfeste. Bayern gegen Real - mehr geht derzeit nicht im europäischen Fußball." Mannschaftskapitän Philipp Lahm ergänzte, dass dieses Halbfinale "auch eines Finales würdig" sei. Die Chancen, sagte er, stünden bei 50 zu 50, "aber wer im Halbfinale der Champions League steht, hat nur ein Ziel: Das Finale zu erreichen! Das wollen wir mit aller Macht."

Bayern zuerst im Bernabeu

Wie von den Münchnern erhofft, spielen sie am 23. April zunächst in Madrid - tags zuvor findet ebenfalls dort das Hinspiel des anderen Halbfinales zwischen Atlético sowie dem FC Chelsea statt. Das Rückspiel, für das beim FC Bayern schon rund 300.000 Kartenvorbestellungen eingegangen sind, wird am 29. April, also dienstags, in der Münchner Arena ausgetragen. "Das werden enge Spiele werden", prophezeite Rummenigge, "wir haben Respekt vor Real, aber Real sicher auch vor uns." Die Bayern, bestätigte Real-Legende Emilio Butragueño, "sind die Mannschaft, auf die wir am wenigsten Lust haben".

Der Gegner ändert freilich nichts am ursprünglichen Ziel der Münchner - als erste Mannschaft überhaupt will der FC Bayern den Titel in der Champions League erfolgreich verteidigen, und das, versicherte Rummenigge, "das ist möglich, daran glauben wir". Im Finale am 24. Mai in Lissabon träfen die Münchner in jedem Fall auf eine Mannschaft, gegen die sie schon einmal um den Henkel-Pokal des Landesmeister-Wettbewerbs gespielt haben: 1974 siegten sie in zwei Spielen gegen Atlético, 2012 unterlagen sie Chelsea.

Bayern viermal Halbfinal-Sieger

Vorher aber ist erst Halbfinale, für die Münchner das dritte nacheinander und das vierte in fünf Jahren. Und dass der Gegner Real Madrid heißt, ist ein gutes Omen: Bereits fünf Mal mussten die beiden Mannschaften in der Champions League in der Runde der letzten Vier den Finalteilnehmer ausspielen - vier Mal gewann der FC Bayern, zuletzt im April 2012: Damals kamen die Münchner nach dem 2:1 im Hinspiel in München durch ein 4:3 im Elfmeterschießen in Madrid ins "Finale dahoam".

"Die Bayern haben eine große Chance, ins Finale einzuziehen", behauptete Jupp Heynckes am Freitag bei einer Veranstaltung in München. Der Triple-Gewinner des vergangenen Jahres erinnerte an die Vergangenheit, die den FC Bayern für Real Madrid zu einer "bestia negra" ("Schwarze Bestie"), also zu einem Angstgegner gemacht hat. "Real hat traditionell in Deutschland meist Pleiten erlebt. Bayern München ist immer in der Lage, in Madrid ein Tor zu machen - und zu Hause eine Macht."

Am Selbstvertrauen mangelt es dem FC Bayern jedenfalls nicht. "Wir sind stark, so stark, dass wir die Champions League wieder gewinnen können", betont Franck Ribéry. Darüber hinaus ist den Bayern nicht entgangen, dass Real im Viertelfinale beim Rückspiel am vergangenen Dienstag in Dortmund seine Schwierigkeiten hatte. Nach dem deutlichen 3:0 im Hinspiel hätten die Spanier beim 0:2 "ganz schön gewackelt", sagte Rummenigge und ergänzte: "Wir haben großen Respekt - und eine große Chance."