Zwanziger fordert, dass sich die Münchner Katar intensiv auseinandersetzen und kritisiert den Wüstenstaat. Von offizieller Seite gab es harte Worte, Michel Platini fiel unangenehm auf.
Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger hat heftige Kritik an WM-Ausrichter Katar geübt und fordert ein Einschreiten der FIFA. Allerdings kamen auch der FC Bayern München und der FC Schalke 04 bei Zwanziger, der im Exekutivkomitee der FIFA sitzt, nicht gut weg. Beide Klubs fahren zum Winter-Trainingslager in den Wüstenstaat. Vom Menschenrechtsausschuss des Europäischen Parlaments gab es harte Worte für das Emirat.
Mehrfach war Katar in den vergangenen Monaten in den Schlagzeilen, weil mehrere an den künftigen WM-Stadien beschäftigte Arbeiter aufgrund der schlechten Bedingungen gestorben sein sollen. "Es geht nicht so weiter wie bisher. In der Menschenrechtsfrage gibt es keine Zeit mehr", zitiert die "Welt" Zwanziger.
Vielmehr müsse sich Katar bei seinen Investitionen in Beton die Frage stellen: "Wie wirkt sich das auf die Menschen aus, die diesen Beton verarbeiten müssen"" Auch der Weltverband FIFA solle sich beim Drängen auf die Verbesserung der Menschenrechtslage in Katar jetzt verstärkt einschalten, so Zwanziger weiter.
Allerdings müssten auch die Bundesligisten Bayern München und Schalke 04, die regelmäßig zum Trainingslager in Katar sind, ein Zeichen setzen und sich mit der Lage im Emirat auseinandersetzen: "Diese Klubs können nicht an den Dingen vorbeischauen. Wer wegschaut, macht sich mitschuldig."
Heftige Kritik vor dem Ausschuss
Am Donnerstag mussten die Kataris sich dann auch bei der Anhörung des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments viel Kritik anhören. Zwar hatte Katar zwei Tage zuvor ein 50-seitiges Dokument, das bessere Arbeitsbedingungen garantieren soll, präsentiert. Allerdings werden damit nur die WM-Projekte angesprochen. Das Kafala-System, durch das Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer wie Leibeigene behandeln können, bliebe allerdings unangetastet.
"Viele Arbeiter leben entrechtet im Elend, in winzigen Zimmern ohne sauberes Wasser", tobte daher Sharan Burrow, die Generalsekretären des internationalen Gewerkschaftsbundes ITUC: "Sie werden missbraucht und geschlagen und müssen monatelang auf ihren Lohn warten. Es ist ein Sklavensystem." Der Anhörung fern blieb ausgerechnet UEFA-Präsident Michel Platini, der bei der Abstimmung zur WM 2022 für Katar gestimmt hatte
"Ich würde mir wünschen, dass die UEFA den Menschenrechten in Zukunft einen größeren Stellenwert beimisst", forderte Zwanziger. Neben der FIFA will auch die EU jetzt Delegationen nach Doha schicken, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International soll derweil in Kürze einen umfassenden Bericht zu den Arbeitsbedingungen von Angestellten in Katar veröffentlichen.
Autor: Adrian Bohrdt