(Seite 2 von 2)
Ein Beispiel für zerfallende Staaten gab es in jüngerer Zeit in Westeuropa nicht. Aber auch Schottland steht vor einem Referendum über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Köngireich Großbritannien. Sollte Katalonien sich von Spanien lossagen, müsste der neue Staat sich wohl von Neuem um Aufnahme in die EU bemühen. Das Verhältnis zu Spanien wäre möglicherweise angespannt, wenn nicht feindselig.
Doch wer glaubt, der katalanische Nationalstolz werde sich im beliebtesten Sport der Region zuallererst niederschlagen, der irrt zumindest in einer Hinsicht. An Stelle einer neu zu gründenden katalanischen Liga will der FC Barcelona auf jeden Fall weiter in der spanischen Liga spielen, wie Sandro Rosell gegenüber der Sportzeitung Marca ankündigte: "Wie Monaco in Frankreich", so der Vergleich des Präsidenten. AS Monaco spielt seit Jahrzehnten im französischen Ligasystem.
Katalonien = Monaco?
Es dauerte nicht lange, bis die ersten der inzwischen über 5.000 Userkommentare auf marca.com darauf hinwiesen, dass Monaco in Frankreich spielt, weil das Fürstentum selbst nur rund 30.000 Einwohner und keine eigene Liga hat. Ebenso spielen walisische Teams in den englischen Profiligen, weil es in Wales nur vier Proficlubs gibt. Das alles sollte für Katalonien eigentlich kein Problem sein.
Ohne Frage wäre es aber ein aus sportlicher Sicht massiver Verlust für beide Clásico-Rivalen, wenn es die Duelle zwischen Real Madrid und Barcelona nicht mehr gäbe. Die ohnehin schon großen Leistungsunterschiede in der spanischen Liga würden von noch größeren Abgründen in Katalonien begleitet werden.
Ob die UEFA das zweigleisige Modell tolerieren würde, bleibt abzuwarten. Auch, wenn niemand in der Fußballwelt ein Interesse am Ende der größten Rivalität des Sports haben kann, zeigte sich der Verband in der Vergangenheit recht unflexibel, wenn es um länderübergreifende Wettbewerbe ging.
Die User von marca.com haben ihr Urteil allerdings schon gefällt. "O todo o nada", lauteten viele Kommentare der in Madrid ansässigen Zeitung: "Ganz oder gar nicht".