Vier Tage nach seinem verletzungsbedingten Aus bei den Europameisterschaften in Aachen ist die Dressur-Karriere des Millionenpferdes Totilas offiziell beendet. Dies teilte die Familie Linsenhoff-Rath in Abstimmung mit Mitbesitzer Paul Schockemöhle am Dienstagmittag mit. "Wieviel der Dressursport diesem Hengst zu verdanken hat, ist schwer in Worte zu fassen", hieß es in einer Mitteilung der Familie.
Der Rapphengst Totilas hatte noch in der vergangenen Woche mit der deutschen Dressurequipe die Bronzemedaille bei der EM gewonnen. Ein Knochenödem im Kronbein des linken Hinterbeines, welches nach dem Grand Prix diagnostiziert worden war, hatte dazu geführt, dass das Pferd aus dem laufenden Turnier genommen wurde.
"Aufgrund dieser erneuten Verletzung haben wir gemeinsam eine Entscheidung gegen den aktiven Sport getroffen. Totilas wird in Zukunft nicht mehr in den Turniersport zurückkehren", hieß es in der Mitteilung. Totilas soll künftig "soweit möglich" weiter als Deckhengst für die Zucht zur Verfügung stehen.
Die Besitzergemeinschaft hatte das Pferd Ende 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro erworben. Dies ist die höchste Summe, die jemals für ein Pferd bezahlt wurde. "Nie zuvor hat ein Dressurpferd solche Massen - ob nun pferdeaffin oder nicht, ob jung oder alt - begeistert und berührt", heißt es in der Mitteilung weiter.
Der Rappe werde nun seine Verletzung in Ruhe ausheilen, um ihm "einen sanften Übergang in den sportlichen Ruhestand" zu ermöglichen. "Wir hoffen sehr auf das Verständnis all der Menschen, die dieses Pferd so bewegt hat, wie es auch uns bewegt hat", heißt es am Ende der offiziellen Erklärung.
Die Ereignisse im Überblick
AUGUST 2010: Der erst zehn Jahre alte Rapphengst Totilas räumt bei der Reit-WM in Kentucky/USA unter seinem niederländischen Reiter Edward Gal alle Titel ab und gilt fortan als "Wunderpferd".
OKTOBER 2010: Europas größter Pferdehändler Paul Schockemöhle kauft den Hengst für die geschätzte Rekordsumme von zehn Millionen Euro. Reiter wird Matthias Rath.
DEZEMBER 2010: Die Vermarktung des Millionenhengstes läuft an. Kaffeetassen, Schals und Futternäpfe mit dem Konterfei des Tieres werden produziert.
AUGUST 2011: Ein erster Dämpfer: Rath und Totilas holen bei der EM nur Mannschafts-Silber. Erste Kritik kommt auf.
JUNI 2012: Rath erkrankt am Pfeifferschen Drüsenfieber und muss seinen Olympiastart absagen.
MÄRZ 2013: Totilas verletzt sich beim Deckeinsatz. Das Jahr ist gelaufen.
MAI 2014: Rath und Totilas feiern beim CHIO ein glänzendes Comeback.
AUGUST 2014: Totilas verletzt sich am Überbein, das Paar kann nicht zur WM nach Caen/Frankreich.
JUNI 2015: Das Paar feiert beim Nationenpreis-Turnier in Hagen a.T.W. ein beeindruckendes Comeback und wird für die EM in Aachen nominiert.
13. AUGUST 2015: In Aachen erlebt das Paar mit Rang drei im Grand Prix und dem Verletzungsaus am Tag danach eine weitere Schlappe.
18. AUGUST 2015: Die Familie Linsenhoff-Rath und Mitbesitzer Paul Schockemöhle entscheiden sich zu einem Rückzug von Totilas aus dem aktiven Dressursport.