Am Wochenende beginnt der Kampf um Köln: Drei deutsche Teams träumen in der Champions League vom Einzug in das finanziell lukrative Finalturnier in der Domstadt. Nie war das Teilnehmer-Feld ausgeglichener, nie war eine Titel-Prognose schwieriger - vor Beginn der neuen Champions-League-Saison hofft halb Handball-Europa auf den großen Wurf.
Auch der THW Kiel, die Rhein-Neckar Löwen und Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt träumen vom Einzug in das finanziell lukrative Finalturnier in Köln (30./31.05.2015) und wollen die europäische Krone zum vierten Mal in Folge nach Deutschland holen. Dem Sieger winken Prämien von bis zu einer halben Million Euro.
"Natürlich träumen wir vom Final Four in Köln, aber wir lassen uns von der Konkurrenz nicht unter Druck setzen, auch wenn wir die Gejagten sind", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes vor dem Start der Operation "Titelverteidigung" am Sonntag (16.50 Uhr) beim dänischen Vertreter von KIF Kolding Kopenhagen. Der Schwede weiß: Nach dem sensationellen Triumph in der vergangenen Saison befinden sich die Flensburger im Umbruch - und gehen diesmal nur als Außenseiter an den Start.
Ganz anders der deutsche Meister THW Kiel. Damit es nach den Erfolgen von 2007, 2010 und 2012 mit der vierten Krönung in der Königsklasse klappt, wurde der Kader im Sommer noch einmal exquisit verstärkt. Der kroatische Welthandballer Domagoj Duvnjak, der spanische EM-Torschützenkönig Joan Cañellas (beide HSV Hamburg) und der deutsche Nationalspieler Steffen Weinhold (Flensburg) sollen helfen, die Final-Schmach vom Sommer (28:30 gegen Flensburg) vergessen zu machen.
Kiel erwischt Hammer-Gruppe
Bereits in der Vorrunde dürften die Zebras auf Betriebstemperatur kommen. Mit Paris St. Germain und Metalurg Skopje trifft der THW in Gruppe A auf zwei Viertelfinalisten des Vorjahres. "Wir wollen nach Köln. Das ist unser großes Ziel", sagte Kiels Trainer Alfred Gislason vor der Auftaktpartie beim kroatischen Serienmeister RK Zagreb am Sonntag (19.30 Uhr) der Handballwoche: "Zuvor gibt es aber ein richtiges spannendes Rennen um den Gruppensieg."
Noch spannender dürfte es für die Rhein-Neckar Löwen in Gruppe C zugehen. Mit Vardar Skopje, Celje und Montpellier warten auf den deutschen Vizemeister unangenehme Aufgaben. "Das ist eine richtige Hammergruppe", sagte Löwen-Team-Manager Oliver Roggisch: "Man kann bei diesen Gegnern nicht planen, das Ding zu gewinnen, aber beim Finalturnier dabei sein, das ist natürlich unser großes Ziel."
Am Samstag (21.00 Uhr) startet die Mannschaft von Trainer Nicolaj Jacobsen gegen Montpellier als erstes deutsches Team in den Wettbewerb und ist damit Teil einer Premiere. Der Pay-TV-Sender Sky hat sich die Übertragungsrechte gesichert und zeigt alle Spiele der deutschen Mannschaften und auch das Final-Four live. Die Löwen wollen sich dabei schon zum Auftakt so stark präsentieren wie in der vergangenen Saison, als sie erst im Viertelfinale knapp am Starsensemble des FC Barcelona scheiterten.
Barca-Coach Pascual: Keine Prognose möglich
Doch selbst im Team des Rekord-Champions um Nikola Karabatic (8 CL-Titel) gibt man sich angesichts der Ausgeglichenheit in diesem Jahr ungewöhnlich zurückhaltend. "Man kann nicht einmal ansatzweise sagen, wer am Ende in Köln dabei ist", sagte Barcelonas Trainer Xavi Pascual: "Da spielen so viele Faktoren eine Rolle - Verletzungen, Losglück, Formkrisen - dass man vielleicht nicht einmal vor den Viertelfinals vorhersagen kann, wer es dieses Mal schafft."
Sogar das Ende der deutsch-spanischen Vorherrschaft scheint in diesem Jahr denkbar. Millionenschwere Teams wie MKB Veszprem, Paris, Kielce oder Vardar Skopje könnten in die Phalanx einbrechen und den goldenen Pokal erstmals nach zehn Jahren wieder in ein anderes Land entführen. Insgesamt gingen 19 der 21 Titel an spanische oder deutsche Klubs, das Finale von Köln erreichten ausschließlich Vereine aus diesen beiden Ländern.