Im Duell Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg geht es um die Chance auf das Millionenspiel Champions League. Tradition mit Schulden trifft auf Retorte mit Geld.
Einen Spieler wie Kevin de Bruyne hätte Horst Heldt auch gerne verpflichtet. Doch dem Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 sind die Hände gebunden. Einen Großeinkauf wie der VfL Wolfsburg können sich die Königsblauen nicht leisten. "Sie haben einfach diese Möglichkeiten. Natürlich schaut man da neidisch drauf", gab Heldt zu: "Da ist es leichter, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen."
Am Samstag (15.30 Uhr) kämpfen die ungleichen Konkurrenten um die Chance auf das Millionenspiel Champions League, Tradition mit Schulden trifft auf Retorte mit Geld. Wie unterschiedlich die finanziellen Möglichkeiten derzeit sind, zeigte die Winter-Transferperiode: Während Wolfsburg für geschätzte 22 Millionen Euro den Ex-Bremer de Bruyne vom FC Chelsea kaufte, lieh sich Schalke Bayern-Reservist Jan Kirchhoff aus und sparte durch den Abgang von Jermaine Jones zu Besiktas Istanbul geschätzte zwei Millionen Euro Gehalt ein.
Heldt möchte nicht tauschen
"Ich möchte aber auch nicht tauschen", sagte Heldt, "weil die Tradition für mich doch um vieles mehr wert ist." Die Königsblauen haben aber nicht nur Tradition, sondern auch weiterhin hohe Verbindlichkeiten - zuletzt 173 Millionen Euro.
Nicht zuletzt deshalb rankten die meisten Schalker Spekulationen auf dem Transfermarkt auch um einen möglichen Abgang: Jungstar Julian Draxler, vom FC Arsenal heftig umworben, bleibt aber zumindest bis zum Sommer. Teammanager Arsène Wenger verzichtete am Freitag - vorerst - auf seinen Wunschkandidaten.
Weil Bayern-Leihgabe Kirchhoff mit Syndesmoseriss weiter ausfällt, hätte Trainer Jens Keller gerne noch einen neuen Mittelfeldspieler. Mit dem Verkauf des US-Nationalspielers Jones nach Istanbul für angeblich 200.000 Euro schuf Heldt die Voraussetzung für eine mögliche Neuverpflichtung, weil ein Großverdiener von der Gehaltsliste verschwand. "Der Wunsch ist da, aber wir haben klare Vorgaben, die wir einzuhalten haben", sagte er.
VfL sportlich auf Schalke-Niveau?
Ob die mit VW-Millionen verstärkten Wolfsburger den Champions-League-Achtelfinalisten Schalke sportlich schon eingeholt haben, wird sich am Samstag zeigen. Nach der ernüchternden 1:3-Pleite zum Rückrundenauftakt gegen Hannover 96 mussten sie den fünften Platz vorerst wieder an die Gelsenkirchener abgeben, die mit dem 3:0 in Hamburg einen Start nach Maß hinlegten.
VfL-Manager Klaus Allofs sieht Schalke derzeit "noch ein Stücken vor uns". Das direkte Duell, das Wolfsburg in der Hinrunde mit 4:0 gewann, sei aber "eine gute Gelegenheit zu zeigen, wie weit wir sind". Nach der Verpflichtung von de Bruyne hatten viele schon geunkt, Wolfsburg werde die neue Nummer zwei hinter dem übermächtigen FC Bayern.
Keine Vorentscheidung im Rennen um Europa
Schalke-Coach Keller möchte den finanzstarken Kontrahenten möglichst auf Distanz halten. Ein Sieg gegen Wolfsburg wäre für ihn aber keine Vorentscheidung im Rennen um die Europapokalplätze. "Mit vier Punkten Vorsprung ist man 15 Spieltage vor Schluss noch nicht durch", sagte Keller, "deshalb ist es für mich kein Endspiel."
Sein Wolfsburger Kollege Dieter Hecking hat vor allem vor dem genesenen Schalke-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar Respekt: "Er mach schon wieder einen sehr starken Eindruck." Der Niederländer hatte mit seinem Tor zum wegweisenden 1:0 beim HSV ein gelungenes Comeback nach fünf Monaten Zwangspause gefeiert. Draxler dagegen, der die Transferspekulationen im Winter bestimmte, muss noch zuschauen. Keller rechnet in "acht bis zehn Tagen" mit der Rückkehr des Nationalspielers ins Mannschaftstraining. Dann soll auch er wieder in den Kampf um die Champions-League-Millionen eingreifen, die Schalke dringender braucht als Wolfsburg.