Die Juve-Spieler feierten ihren Überraschungscoup wild tanzend in der Kabine, doch nach der Landung in Turin ging die Party erst richtig los. Hunderte euphorisierter Tifosi bereiteten ihren Helden in den frühen Morgenstunden einen beeindruckenden Empfang - Gesänge, Umarmungen und Pyrotechnik inklusive. Die Polizei musste dem Mannschaftsbus den Weg durch die Fans bahnen.
Allerdings war die ausgelassene Stimmung nach dem 1:1 (0:1) im Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Gianluigi Buffon, Andrea Pirlo, Arturo Vidal und Co. im Falle eines Triumphs im Champions-League-Finale erwarten dürfte. Zwölf Jahre nach der Niederlage gegen den AC Mailand steht die "Alte Dame" am 6. Juni wieder im Endspiel der Königsklasse. Ausgerechnet der ehemalige Madrilene Álvaro Morata (57.) glich Reals Führung durch Weltfußballer Cristiano Ronaldo (23./Foulelfmeter) aus und schoss Juve nach Berlin.
"Das ist unglaublich, aber wahr. Ich beginne gerade zu realisieren, was für eine außergewöhnliche Saison wir spielen", sagte Trainer Massimiliano Allegri. Und Buffon ergänzte: Wir reisen nach Berlin, aber nicht als Touristen."
Besondere Angelegenheit für Buffon
Für Buffon wird das Endspiel in der deutschen Hauptstadt gegen den FC Barcelona eine besondere Angelegenheit. Genauso wie seine Teamkollegen Andrea Pirlo und Andrea Barzagli kehrt er an die Stätte seines größten Triumphes zurück - dem Gewinn des WM-Titels 2006. Es dürfte die letzte Chance auf einen großen internationalen Titel sein. Zumal der Sieg in der Königsklasse dem 37-Jährigen noch fehlt. "Wir werden bis zur letzten Sekunde um den Titel kämpfen", sagte Buffon.
Ein Wiedersehen der etwas anderen Art gibt es dagegen für Giorgio Chiellini und Patrice Evra. Sie treffen auf Barca-Angreifer Luis Suárez, mit dem beide unschöne Kapitel ihrer Karriere verbinden. Im letzten Gruppenspiel der WM zwischen Uruguay und Italien war Chiellini zum Opfer der aufsehenerregenden Bissattacke des Stürmers geworden. Chiellini schied mit Italien in der Vorrunde aus - Suárez wurde lange gesperrt.
"Ich werde ihm die Hand schütteln"
Wie schon drei Jahre zuvor nach einer Auseinandersetzung mit Evra. Der Uruguayer hatte seinen Gegenspieler im Ligaspiel zwischen Liverpool und Manchester United rassistisch beleidigt, nach Ablauf der Sperre verweigerten beide bei einem Wiedersehen den Handschlag - eine Szene, die sich höchstwahrscheinlich in Berlin nicht wiederholen wird.
"Ich werde ihm die Hand schütteln", sagte Evra nach dem Triumph von Madrid. Fügte allerdings auch vielsagend an: "Aber ich werde sicherstellen, dass er auf dem Platz merkt, dass ich da bin."
Die italienischen Medien feierten den Finaleinzug unterdessen euphorisch. "Das Team von Trainer Allegri schafft das perfekte Match, tötet den Stier von Madrid und zieht nach Berlin, um den Champions League-Titel zu erobern", schrieb die Gazetta dello Sport. Und die Corriere della Sera titelte: "Juve kehrt zu Recht wieder in den Kreis der Großen des europäischen Fußballs zurück."