Weltmeister Mats Hummels kauerte wie ein Häufchen Elend auf dem Rasen, Nationalspieler Ilkay Gündogan trottete kopfschüttelnd aus dem Weserstadion, nur Trainer Jürgen Klopp hatte blitzschnell seinen Kampfgeist wiedergefunden.
"Das war die beschissenste Vorrunde unseres Lebens. Dass wir dastehen wie die Vollidioten, geschieht und recht, aber die Saison ist noch nicht vorbei", sagte Borussia Dortmunds Trainer, nachdem das Unfassbare Wirklichkeit geworden war: Der letztjährige Champions-League-Finalist überwintert nach der 1:2 (0:1)-Niederlage bei Werder Bremen auf einem Abstiegsplatz.
Zehn Hinrunden-Begegnungen verloren, ganze 15 Punkte aus 17 Partien - da konnten sich viele der rund 5000 an die Weser mitgereisten Fans Pfiffe der Enttäuschung nicht verkneifen. Dass dem deutschen Vizemeister gegen das bisherige Tabellenschlusslicht so wenig einfiel, erschreckte den treuen Anhang der Westfalen - und auch Abwehrchef Hummels.
"Spieler machen sich große Sorgen"
"So wie wir das gerade spielen, stehen wir zu Recht da unten drin. Das muss man ganz klar sagen. Wir haben in der Rückrunde nun 17 Spiele, um uns da wieder herauszukämpfen. Und jedes einzelne davon, das wir nicht nutzen, wird uns das Leben noch schwerer machen", sagte der 26 Jahre alte Weltmeister, der mit seinem Kopfballtor in der 69. Minute als einziger die Bremer Abwehr knacken konnte, bundesliga.de. In der "BamS" ergänzte Hummels: "Eine Garantie dafür, dass es besser wird, gibt es nicht."Zu wenig, um die Partie gegen leidenschaftlich kämpfende und ansatzweise sogar spielerisch überzeugende Bremer noch zu drehen. Und auch wenn Hummels nichts davon wissen wollte: Nicht jeder Gästeakteur konnte im Zweikampf vermitteln, wirklich im Abstiegskampf angekommen zu sein.
Klopp ist klar, dass er in der Vorbereitung auf die Rückrunde den Reset-Knopf bis zum Anschlag drücken muss: "Viele meiner Spieler konnten lange nicht mehr so trainieren, wie es nötig gewesen wäre. Das wird sich nach Lage der Dinge jetzt ändern. Und dann wird es deutlich schwerer werden, uns zu schlagen. Ich verspreche, wir werden erbitterte Jäger sein."
Verunsicherung in Dortmund
Dass sich Verunsicherung bei den Westfalen eingeschlichen hat, dass früher selbstverständliche Automatismen nicht mehr funktionieren, dafür war der fahrige Auftritt an der Weser der beste Beweis. Aus 68 Prozent Ballbesitz und 6:2-Ecken machten die Gäste praktisch nichts. Erst als die Norddeutschen in der Schlussviertelstunde ihrem laufaufwendigen Spiel Tribut zollen mussten, gab es die eine oder andere Einschussmöglichkeit.Die zuletzt oft harmlosen Bremer hingegen nutzten ihre wenigen Torchancen eiskalt aus. Davie Selke (3.) und Fin Bartels (62.) bewahrten den SV Werder vor einem traurigem Tiefpunkt: Nie zuvor hatte der Traditionsverein als Tabellenletzter überwintert.
Bremen zuversichtlich
"Es ist schon ein schönes Gefühl, eine Mannschaft wie Dortmund geschlagen zu haben", bekannte Werder-Coach Viktor Skripnik, der aber im gleichen Atemzug mehr Stabilität anmahnte: "Es ist völlig klar, dass wir uns auswärts verbessern müssen."Da kommt es den Bremern durchaus gelegen, dass drei der ersten vier Spiele der Rückserie vor eigenem Publikum stattfinden. Denn in der heimischen Arena ist die Skripnik-Truppe seit dem Amtsantritt des Ukrainers mit zehn Punkten aus vier Partien wieder eine Macht.
Werder - BVB im RE-LIVE