Bundestrainer Joachim Löw hat im Interview auf das Jahr 2012 zurückgeblickt, das er als "ein wenig durchwachsen" einstuft. Vom EM-Halbfinal-Aus oder dem 4:4 gegen Schweden erhofft Löw einen "nachhaltigen Lerneffekt". Noch sei sein Team "ein ganzes Stück weit vom Zenit entfernt".
"Joachim Löw, blicken Sie zum Start ins neue Jahr noch einmal zurück?"
Joachim Löw: "Das ist eine gute Gelegenheit, um zu reflektieren, um nachzudenken, wie ist das Jahr gelaufen - aber natürlich richte ich auch den Blick auf die kommenden Aufgaben."
"Wie fällt Ihr Rückblick aus?"
Löw: "Insgesamt war das Jahr ein wenig durchwachsen. Man hat schöne Momente erlebt, auch bei der EM, obwohl wir vom Ausscheiden gegen Italien natürlich tief enttäuscht waren. Auch das Spiel gegen Schweden vergisst man nicht so schnell. Das war so, als wenn ein Kind auf die heiße Herdplatte fasst und sich dabei die Finger verbrennt. Ich denke, dass man der Nationalmannschaft die Note Zwei geben kann, zu einer Eins hat der letzte Schritt gefehlt."
"Was nehmen Sie mit, um zu dieser Eins zu kommen?"
Löw: "Wir haben die ein oder andere Grenzerfahrung machen müssen gegen Italien und Schweden. Das hat aber auch einen nachhaltigen Lerneffekt. Wir wollen so etwas nicht noch einmal erleben, wir können daraus die Lehren ziehen. 2013 ist sicher ein Jahr der Konzentration und dient als Vorbereitung auf das Turnier in Brasilien."
"Welche Lehren wollen Sie konkret ziehen?"
Löw: "Da gibt es verschiedene Bereiche. Es ist wichtig, dass die Lernkurve unserer jungen Mannschaft weiter nach oben geht, wobei die Entwicklung in den letzten Jahren rasant war und es in diesem Tempo und mit diesen großen Schritten gar nicht weitergehen kann. Die jungen Spieler müssen weiter heranreifen. Unsere Fußball-Könner, um die wir beneidet werden, müssen sich noch mehr zu einer Siegermannschaft bei einem Turnier entwickeln. Das bleibt das Ziel."
"Und in taktischer Hinsicht?"
Löw: "Wir haben gesehen, dass wir Probleme gegen Mannschaften haben, die früh attackieren wie Italien oder Schweden. Wenn wir auf Unwägbarkeiten stoßen, müssen wir besser reagieren. Wir verlassen dann unsere Linie, verlieren die Ordnung. Wir müssen unserem Spielstil, unserem Können treu bleiben. Auch die Defensive bleibt das Thema. Das müssen wir stabilsieren. Die Balance ist wichtig."
"Haben Sie für eine Siegermannschaft auch die Typen?"
Löw: "Auf jeden Fall. Unsere Mannschaft hatte in vielen wichtigen Spielen die richtigen Lösungen parat. Wir hatten oft diese Mentalität auf dem Platz. Wichtig wird aber sein, dass wir diese Top-Performance ständig abrufen, um dann bei der WM bis zum krönenden Abschluss durchzukommen. Da fehlen uns noch ein paar Prozent."
"Wie wichtig war in diesem Zusammenhang, dass alle sieben Bundesligisten im Europapokal die K.o.-Runde erreicht haben?"