Dieses Gefühl ist für den VfB Stuttgart inzwischen schon ein gewohntes. Tod oder Gladiolen, wie Louis van Gaal einmal sagte, alles oder nichts, Helden oder Deppen. Seit Wochen spielt das Team von Huub Stevens in der Bundesliga am Rande des Abgrunds und in den Heimspielen stets mit dem Druck des "Gewinnen-Müssens". Im Südwest-Derby am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr) ist dies nicht anders.
VfB-Sportvorstand Robin Dutt findet deshalb, den Spielern werde jetzt "eine mentale Höchstleistung abverlangt. Auch weil wir noch gegen direkte Konkurrenten spielen." Denn dem Abstiegskrimi des Tabellen-Vorletzten gegen die Breisgauer (14.) folgen an Spieltag 33 und 34 noch Duelle mit dem Hamburger SV (derzeit 18.) und dem SC Paderborn (16.). Stevens reagiert trotzdem eher gleichgültig. "Du kannst über Endspiele sprechen oder sonstwas", sagte der Niederländer am Donnerstag, "aber jedes Spiel steht für sich, jedes Spiel ist wichtig."
Es ist dabei durchaus auch ein Trumpf der Schwaben, das sportliche Schicksal in den eigenen Händen zu wissen. Gerade Dutt hatte das wohl im Sinn, als er diese Woche sagte: "Ich hoffe, dass alle, denen der VfB am Herzen liegt, positiv bleiben." Zumal jetzt ein Gegner kommt, der in Stuttgart eine Bilanz aufweist, die ins Gruselkabinett gehört: Zwölf von insgesamt 15 Spielen hat Freiburg in der Landeshauptstadt verloren, Trainer Christian Streich ist in seiner Amtszeit sogar noch ohne jeglichen Punktgewinn am Neckar. "Die Drucksituation ist hoch", merkte der 49-Jährige an.
"Didavi ist fit, spielfit ist etwas anderes"
Doch beim VfB könnte ausgerechnet der Erfolgsgarant der letzten beiden Heimspiele fehlen. Torjäger Daniel Ginczek, der mit jeweils zwei Treffern gegen Eintracht Frankfurt (3:1) und Werder Bremen (3:2) überzeugte, laboriert an muskulären Problemen und trainierte am Donnerstag nicht mit der Mannschaft. Stevens bezifferte die Einsatzchance auf "unter 40 Prozent" und dürfte als Ersatz auf den Bosnier Vedad Ibisevic bauen.
Dass dazu auch noch der kampfstarke Geoffroy Serey Dié gesperrt ist, stellt die Improvisationskunst des Coaches auf eine neue Probe. Dabei ist nicht auszuschließen, dass er den lange verletzten Kreativspieler Daniel Didavi mit in den Kader nimmt, obwohl der 61 Jahre alte Niederländer sagte: "Didavi ist fit, aber spielfit ist etwas anderes."
In jedem Falle dabei ist nach seiner Sperre Martin Harnik. Der Österreicher bekam den Freiburgern schon einmal nicht gut. Das war Ende November 2014 beim Hinspiel. 4:1 gewann der VfB, es war das Debüt von Stevens bei seiner zweiten VfB-Mission Klassenverbleib. Harnik schoss zwei Tore.