Vor dem Auftakt gegen den FC Valencia bohrt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge noch ein bisschen in der Finalwunde des letzten Jahres. Er träumt vom Titel und hofft - auch wegen der Titelchancen in der Bundesliga - auf international erfolgreiche Dortmunder.
Die Champions League startet in die 21. Saison. Kommen bei Ihnen vor dem Auftakt gegen den FC Valencia unweigerlich noch einmal Gedanken an das dramatisch verlorene Heimfinale gegen Chelsea auf?
Rummenigge: Hier kann keiner dieses Spiel gegen Chelsea vergessen. Da ist uns zu viel Dramaturgie widerfahren. Wir machen uns alle den Vorwurf, dass wir diverse Male in dem Spiel die Chance hatten, den Sack zuzumachen. Man kann es nicht mehr ändern. Jetzt müssen wir einen neuen Anlauf nehmen. Unsere Mannschaft ist sehr motiviert.
Ist für den FC Bayern ein Weiterkommen als Erster in der Gruppe mit Valencia, OSC Lille und BATE Borisov aus Weißrussland Pflicht?
Rummenigge: Unsere Gruppe möchte ich als machbar bezeichnen. Wir müssen trotzdem mit Respekt und Konzentration an die Aufgaben gehen. Erster zu werden wäre schön, weil man dann im Achtelfinale möglicherweise den großen Krachern aus dem Weg geht und zuerst auswärts antreten kann.
Ist das Heimspiel gegen Valencia gleich ein Schlüsselspiel?
Rummenigge: Valencia ist ohne Frage der schwerste Gegner. Wir haben sie einige Male als Gegner gehabt in der Champions League. Es waren immer schwere Spiele, auch beim Final-Triumph 2001 in Mailand. Mit einem Sieg zu starten, wäre gut. Das gäbe Selbstvertrauen und Ruhe.
Was darf man von Bastian Schweinsteiger, der sich zurückgemeldet hat, und dem neuen Wunschspieler Javier Martínez erwarten. Kann dieses Duo das neue Kraftzentrum im Mittelfeld werden?
Rummenigge: Ich habe mir extra während der Länderspielpause unser Freundschaftsspiel gegen Katar angesehen, weil mich das neugierig gemacht hat. Ich bin optimistisch, dass die Zwei sehr gut auf dem Platz und auch außerhalb harmonieren werden. Das kann ein Duo werden, das uns Stabilität verleiht. Da kommt eine Qualität zusammen, die uns gut zu Gesicht stehen wird.
Der FC Bayern hat in den vergangenen drei Spielzeiten zweimal das Finale erreicht. Wie groß ist die Sehnsucht nach der Krönung?
Rummenigge: Die Sehnsucht nach dem Titel ist groß! Wenn man zweimal im Finale stand und speziell das letzte hier in München so bitter verloren hat, herrscht Wehmut. Aber es existiert zugleich der Hunger, diesen Pokal irgendwann zu holen. Wir werden es versuchen. Aber jetzt ist es zu früh, über den Mai 2013 zu sprechen.
Wer sind für Sie die heißesten Titelanwärter?
Rummenigge: Die Favoriten sind die beiden großen Vereine aus Spanien. Real Madrid hat genau dieselbe große Sehnsucht wie Bayern München. Real hat auch seit zehn Jahren diesen Titel nicht mehr gewonnen. Und der FC Barcelona ist bei der Qualität, die diese Mannschaft hat, immer ein Topfavorit. Aber unter den Vereinen, die danach kommen, spielt auch Bayern München eine Rolle.
Borussia Dortmund muss gegen Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam wieder einen Vorrunden-K.o. befürchten. Oder trauen Sie Ihrem großen nationalen Rivalen den Achtelfinal-Einzug zu?
Rummenigge: Mit den Meistern aus Spanien, England und Holland ist das wirklich eine sehr schwere Gruppe. Aber ich traue Borussia Dortmund das Weiterkommen zu. Wenn es den Dortmundern gelingt, alle drei Heimspiele zu gewinnen, bin ich überzeugt, dass man sich mit zehn Punkten für das Achtelfinale qualifizieren kann.