Wut, Trauer, Fassungslosigkeit: Die Handballer des HSV Hamburg haben mit großer Bestürzung auf das bevorstehende Aus ihres einst so stolzen Klubs reagiert. Die Zukunft der Spieler ist ungewiss, dem früheren Weltmeister Pascal Hens droht sogar das plötzliche Karriereende.
"Ich habe immer gehofft, dass es weitergeht. Zu realisieren, dass es vorbei sein soll, fällt mir momentan sehr schwer", sagte Hens völlig niedergeschlagen bei Sky Sport News HD und äußerte den frommen Wunsch, "dass das Projekt Handball in Hamburg noch nicht tot ist und es irgendwie noch einen Weg gibt".
Wie es zurzeit aussieht, dürfte dies allerdings ein unerfüllter Wunsch des Weltmeisters von 2007 bleiben. Im Saisonetat des deutschen Meisters von 2011 und Champions-League-Siegers von 2013 klafft eine Lücke von zwei Millionen Euro, das Insolvenzverfahren ist seit Freitag eröffnet. Sogar der Vorwurf des Lizenzbetrugs steht im Raum.
"Ich mache mir meine Gedanken, ob es für mich hier in Hamburg weitergeht, ob ich sportlich nochmal irgendwo aktiv werde", sagte Hens, der wie alle anderen HSV-Spieler fristlos kündigen und - sofern Interesse anderer Vereine besteht - ablösefrei wechseln kann. Hens gilt neben Ex-Nationalkeeper Johannes Bitter und Hans Lindberg (beide seit 2007 in Hamburg) als das Gesicht des HSV und spielt seit 2003 für den Klub.
Ärger und Frust bei den Stars
Lindberg wurde von der Hiobsbotschaft völlig überrumpelt. Der dänische Weltklasse-Rechtsaußen, der zurzeit bei der EM in Polen weilt, stand ob der Nachricht der bevorstehenden Pleite seines Klubs unter Schock. "Ich bin enttäuscht, stinksauer, traurig, fassungslos wie alle anderen, die den HSV Handball nah am Herzen haben", schrieb Lindberg am Wochenende bei Facebook: "Ich dachte, dass wir in dieser Stadt den Rest unseres Lebens bleiben."
Lindberg, der seit 2007 für die Hamburger auf Torejagd geht, dürfte als Bundesliga-Torschützenkönig der Jahre 2010 und 2013 jedoch keinerlei Probleme haben, einen neuen Verein zu finden. "Ich habe großes Verständnis dafür, wenn die Spieler jetzt wechseln wollen", hatte Insolvenzverwalter Gideon Böhm bereits am Freitag gesagt:
Wann stoppt der Spielbetrieb?
Auch aus der Bundesliga gab es am Wochenende deutliche Signale. So haben die Rhein-Neckar Löwen ihren Kartenvorverkauf für das Heimspiel gegen den HSV (17. Mai) wegen der ungewissen Zukunft der Norddeutschen vorerst gestoppt. "Nach den Meldungen aus Hamburg haben wir berechtigte Zweifel, dass dieses Spiel überhaupt stattfinden wird", sagte Löwen-Manager Lars Lamadé: "Wir können nun nichts weiter tun, als auf die offizielle Entscheidung zur Zukunft des HSV Hamburg zu warten."
Wann in der Hansestadt der letzte Vorhang fällt, dürfte nur noch eine Frage von Tagen sein. Der Spielbetrieb sei zwar "noch nicht eingestellt, aber ich gehe davon aus, dass wir das in Kürze mitteilen müssen", hatte Böhm bereits am Freitag mitgeteilt. Positive Signale gab es am Wochenende jedenfalls nicht.