Honduras hat sich zum dritten Mal für eine WM-Endrunde qualifiziert. Für die Mannschaft von Trainer Luis Fernando Suárez ist es die Bestätigung eines sportlichen Aufwärtstrends - und eine willkommene Abwechslung für die von Armut und Gewalt gebeutelte Bevölkerung des Karibikstaates.
In Jamaikas Hauptstadt Kingston gaben Los Catrachos tanzend und jubelnd den Takt vor, und gleichsam verfiel ganz Honduras in einen Freudentaumel. In den kleinen Straßencafés der Hauptstadt Tegucigalpa feierten Jung und Alt gemeinsam die erfolgreiche Qualifikation für die Endrunde der WM in Brasilien, rhythmische Trommelschläge und die Hupen der Autos ertönten bis tief in die Nacht.
Durch ein 2:2 in Jamaika hatte Honduras Nationalmannschaft am 16. Oktober als drittplatziertes Team der CONCACAF-Qualifikation das Ticket für das Turnier am Zuckerhut gelöst - und die Spannungen im nach einem Putsch im Jahr 2009 politisch gespaltenen Karibikstaat für einen Moment vergessen lassen. "Die Arbeit ist getan, das Ziel ist erreicht. Das einzige, was ich fühle, ist innere Zufriedenheit. Wir sind unserer Verpflichtung für das Land nachgekommen", sagte Honduras' kolumbianischer Trainer Luis Fernando Suárez.
Fußball als Abwechslung vom Alltag
Denn der Volkssport Fußball bietet eine willkommene Abwechslung vom zumeist tristen Alltag. Honduras ist prozentual das Land mit der weltweit höchsten Mordrate, laut Auswärtigem Amt hat die Kriminalität ein "alarmierendes Ausmaß" angenommen. Wenn die "maras", gewalttätige Jugendbanden, in den Nächten durch San Pedro Sula, Santa Barbara oder La Ceiba ziehen, verbreiten sie Angst und Schrecken. Und meist folgt ihnen der Tod. Spielt jedoch das Team mit dem großen "H" auf der Brust, scheint das Grauen zumindest für 90 Minuten eine Pause einzulegen.
Bereits 2010 in Südafrika hatten die Honduraner die Endrunde erreicht und für Ablenkung gesorgt - wenn auch mit bescheidenem Erfolg. Als Gruppenletzter musste das Team das Turnier ohne eigenen Torerfolg und nur einem Unentschieden gegen Ottmar Hitzfelds Schweizer schnell wieder verlassen. Auch bei der WM-Premiere 1982 in Spanien war man ohne Sieg geblieben.
In Brasilien soll sich dieses Schicksal nicht wiederholen. Echte Stars fehlen dem 34. der FIFA-Weltrangliste jedoch, nur die wenigsten Spieler sind wie Linksverteidiger Emilio Izaguirre (Celtic Glasgow/Schottland) oder Innenverteidiger Maynor Figueroa (Hull City/England) regelmäßig auf international hohem Niveau im Einsatz.
Scolari: Honduras wird sich noch verbessern
Wie stark Honduras wohl einzuschätzen ist, zeigte ein Länderspiel im November. Dem WM-Gastgeber Brasilien unterlag die Suárez-Elf klar mit 0:5. Drei Tage später reichte es immerhin zu einem 2:2 gegen WM-Teilnehmer Ecuador. "Ich denke, Honduras wird sich noch verbessern und sich der Welt bei der WM stark präsentieren", sagte Brasiliens Coach Luis Felipe Scolari.
Denn, so der Star-Trainer, man müsse auch das Ergebnis der Olympischen Spiele 2012 bedenken. In London war Honduras auf dem Weg zu einer Medaille erst im Viertelfinale am späteren Olympia-Zweiten Brasilien gescheitert (2:3). Scolari: "Ich habe großen Respekt vorHonduras, sie haben ein gutes Team und sind kein einfach zu spielender Gegner."
Luis Fernando Suárez dürfte das Kompliment mit Wohlwollen aufgenommen haben, soll es in Brasilien doch endlich mit dem ersten Sieg bei einer WM-Endrunde klappen. In den Straßencafés von Tegucigalpa hoffen sie bereits auf die nächste Feier.