Dass Liverpools Fans nicht selbst schuld waren an der Katastrophe von Hillsborough, die 1989 96 Menschen das Leben kostete, wusste man schon lange. Eine offizielle Untersuchung hat jetzt ans Licht gebracht, dass fast die Hälfte der Opfer hätte gerettet werden können.
Die vor drei Jahren noch zu Zeiten der britischen Labour-Regierung unter Premierminister Gordon Brown in Auftrag gegebene Untersuchung des Hillsborough Independent Panel kam in ihren jetzt veröffentlichten Ergebnissen zu so erschütternden Schlussfolgerungen, dass sich Premierminister David Cameron für die "doppelte Ungerechtigkeit" bei den Hinterbliebenen der 96 Todesopfer entschuldigte: dass die Versäumnisse der Polizei das Unglück ermöglicht hatte, und dass im Nachhinein den Anhängern selbst eine Mitschuld unterstellt worden war.
Nicht nur Cameron entschuldigte sich, auch die Boulevardzeitung The Sun tat das auf ihrer Titelseite. Die Sun war es nach der Katastrophe gewesen, die am aggressivsten falsche Geschichten über Fans veröffentlicht hatte, die vermeintlich die Polizei und Sanitäter angegriffen und die Rettungsarbeiten damit behindert hätten sowie Todesopfer bestohlen hätten. Tatsächlich hatten viele Fans damals selbst Leben gerettet, während die Polizei sie dabei behinderte, wie jetzt deutlich wurde.
Die aktuelle Untersuchung griff unter der Leitung des Bischofs von Liverpool, James Jones auf fast 500.000 Quellen zurück. Schon eine erste, sehr einflussreiche Kommission, die unmittelbar nach Hillsborough eingesetzt worden war, der Taylor Report, war wenige Monate nach den Ereignissen zu dem Schluss gekommen, polizeiliche Versäumnisse seien hauptursächlich für die schwerste Katastrophe in der britischen Sportgeschichte gewesen.
Hillsborough: Wie das Unglück geschah
Was war genau geschehen? Beim FA Cup-Halbfinale zwischen Liverpool und Nottingham Forest, das in Sheffields Stadion Hillsborough auf neutralem Boden ausgetragen wurde, drängten sich am 15. April 1989 aus verschiedenen Gründen kurz vor dem Anpfiff noch Tausende Liverpool-Fans vor den Einlassdrehkreuzen. Da das Gedränge schon hier in ein Desaster mit Todesopfern auszuarten drohte, öffnete die Polizei ein großes Einlasstor in die Kurve Leppings Lane. Durch dieses und einen angrenzenden Tunnel strömten nun viele Tausend Anhänger gleichzeitig.
Da es keine Ordner oder Polizisten auf dieser Route gab, wichen diese Fans nicht in die leereren Blöcke an der Seite aus, sondern drängten alle in den eingezäunten Bereich direkt vor ihnen, der jedoch schon überfüllt war. So kam es im unteren Bereich dieses Blockes zu dramatischen Szenen, als mehr und mehr Fans an den Zaun gepresst wurden und keine Fluchtwege hatten.