Kreischende Teenager, johlende Fans und hunderte Autogrammjäger: Nach seinem glanzvollen Comeback genoss Frank Ribéry die Hysterie um seine Person in vollen Zügen und nahm vor der Abfahrt des Mannschaftsbusses noch ein ausgiebiges Bad in der Menge vor dem Stadion. Zehn Wochen musste der Superstar des FC Bayern zuletzt verletzt zusehen, nun kehrte Ribéry beim Telekom Cup in Hamburg auf die große Fußball-Bühne zurück. Und wie.
Vier Wochen vor dem Bundesliga-Start sprühte der 31-Jährige bei dem Vorbereitungsturnier an der Elbe nur so vor Spiellaune und belohnte sich beim Halbfinal-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach (5:4 im Elfmeterschießen) mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 per gefühlvollem Schlenzer selbst. "Ich fühle mich sehr gut. Der Rhythmus kommt wieder nach dieser langen Verletzung. Ich bin heiß auf die Saison", sagte Ribéry, voller Freude über das Ende seiner zehnwöchigen Leidenszeit.
Nach verpasster Weltmeisterschaft und exakt 70 Tagen ohne Fußballspiel riss Ribéry, der erst am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war, das Bayern-Spiel gleich wieder an sich und wurde bei seiner Auswechslung am Samstag sogar vom Hamburger Publikum mit stehenden Ovationen bedacht.
"Für uns ist er sehr wichtig"
Auch Trainer Pep Guardiola konnte sich der Begeisterung über das gelungene Comeback des Filous nicht entziehen und wuschelte seinem Flügelflitzer fast zärtlich durchs Haar. "Franck war lange, lange an seinem Rücken verletzt. Er hat erst vier Trainingseinheiten gemacht, aber für uns ist er sehr wichtig", lobte Guardiola den imposanten Auftritt des kleinen Franzosen. Entgegen seiner Voraussage ("Ich denke, dass er einige Minuten spielen kann") berief der Spanier Ribéry auf Anhieb in die Startformation und ließ ihn am Samstag über 40 Minuten wirbeln."Wenn ich spiele, brauche ich Explosivität und Schnelligkeit. Und das fühlt sich schon wieder ganz gut an", sagte Ribéry, der sich in den kommenden Wochen noch den Feinschliff für die neue Saison holen will. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer hatte schon unter der Woche angekündigt, dass es der Offensivspieler in der kommenden Serie "allen beweisen" wolle.
"Bin wieder fit und auf dem Platz"
Der Wirbel um die WM-Absage wegen des maladen Rückens ist inzwischen abgehakt. "Das war schon schade. Aber die WM ist vorbei. Jetzt bin ich wieder fit und auf dem Platz", sagte Ribéry, der in Hamburg sein erstes Spiel seit dem DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund am 17. Mai (2:0 n.V.) bestritt.Für Gesprächsstoff sorgte an der Elbe aber nicht nur die überzeugende fußballerische Darbietung des französischen Wirbelwindes. Mit seinem krausen Vollbart ähnelt Ribéry nämlich mehr und mehr dem Räuber Hotzenplotz, der Hauptfigur aus dem gleichnamigen Märchen des Kinderbuchautors Otfried Preußler.
"Ich habe den Bart im Urlaub wachsen lassen. Meiner Frau gefällt das", sagte Ribéry mit einem lausbübischen Grinsen im Gesicht: "Es ist ein kleiner Kampf mit ihr. Ich will mich rasieren, sie will das nicht." Seine Leistung scheint die ungewöhnliche Haarpracht jedenfalls nicht zu beeinrächtigen.