Claudia Pechstein schnappte sich eine Deutschland-Fahne und hielt die darauf festgehaltenen Grußworte auf ihrer Ehrenrunde lächelnd ins Publikum. "Bedankt! Ich liebe Thialf!", ließ die fünfmalige Olympiasiegerin die niederländischen Fans im Eisschnelllauf-Mekka Heerenveen nach ihrem fulminanten zweiten Platz über 5000 m wissen - und erntete für den 110. Weltcup-Podestplatz ihrer Karriere lautstarken Applaus von den Rängen.
Bei der Rückkehr in die nach mehrjähriger Modernisierung wiedereröffnete legendäre Eishalle "Thialf" hatte Pechstein zu alter Stärke zurückgefunden. Die Berlinerin, die in rund zwei Monaten ihren 45. Geburtstag feiert, brillierte am Sonntag auf dem "langen Kanten": In 7:00,82 Minuten musste sie sich nur Weltmeisterin und Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien/6:57,64) geschlagen geben.
"Ich bin überaus zufrieden. Mein Fokus lag hier auf den 5000 m, das ist meine Lieblingsstrecke. Es war ein schwieriges Rennen, aber ich konnte mich auf meine letzte Runde verlassen", sagte Pechstein, die auch bei der Einzelstrecken-WM in Südkorea im Februar "das Podium anstrebt". Auch Trainer Peter Mueller war zufrieden: "Das war ein typischer Pechstein-Lauf. Ich freue mich sehr für sie, Claudia hat in diesem Jahr sehr hart gearbeitet."
Dritte wurde die Niederländerin Melissa Wijfje (7:02,51). Bente Kraus (Berlin) belegte als zweite deutsche Starterin in 7:07,44 Minuten den sechsten Rang.
Die fünfmalige Olympiasiegerin Pechstein spielte auf dem Eis ihre ganze Erfahrung aus. Im direkten Duell mit Massenstart-Spezialistin Ivanie Blondin (Kanada) lief sie ein konstantes und gleichmäßiges Rennen. Fast traditionell schaffte es Pechstein dabei, zum Ende die letzten Kräfte zu mobilisieren und mit einer starken Schlussrunde (33,2 Sekunden) zu verblüffen. Zum Vergleich: Der fast 20 Jahre jüngeren Blondin ging die Puste aus (36,3), nur Sablikova war auf den letzten 400 Metern schneller (32,7).
Pechstein auf dem Podium
Pechstein, die auf der Einzelstrecke zuletzt vor rund zwei Jahren bei ihrem Sieg in Seoul (5000 m) das Treppchen im Weltcup erreicht hatte, sorgte für den zweiten deutschen Podestplatz des Weltcups in Heerenveen. Bereits am Freitag waren die Frauen in der Teamverfolgung Zweite geworden - ohne Pechstein, die sich für die 5000 m schonte. Gabriele Hirschbichler, Roxanne Dufter (beide Inzell) und Isabell Ost (Berlin) hatten sich in 3:02,47 Minuten nur dem Trio aus Japan (2:59,51) geschlagen geben müssen.
Die deutschen Sprinter überzeugten am Sonntag. Über 1000 m überraschte Joel Dufter (Inzell) in 1:08,87 Minuten, der als Fünfter sein bestes Weltcup-Ergebnis auf der Einzelstrecke erzielte und dabei auch den ebenfalls starken Olympiavierten Nico Ihle (Chemnitz/1:08,90) auf dem sechsten Rang knapp hinter sich ließ. Der Sieg ging an den Niederländer Kjeld Nuis (1:08,29). Im Teamsprint hatte das deutsche Duo an der Seite von Denny Ihle am Samstag den fünften Platz belegt.
Bei den Frauen machte Gabriele Hirschbichler (Inzell) ihre Sache gut. Im 1000-m-Rennen belegte sie in 1:16,25 Minuten den neunten Platz. Tagesschnellste war Vize-Weltmeisterin Heather Bergsma aus den USA (1:14,60).
Auf der Langstrecke präsentierte sich Patrick Beckert in guter Form. Über 10.000 m belegte der Erfurter zum Abschluss in 13:06,14 Minuten den vierten Rang, Moritz Geisreister (Inzell/13:11,34) wurde Sechster. Den Sieg sicherte sich Olympiasieger Jorrit Bergsma aus den Niederlanden (12:52,20).