Bernie Ecclestone macht im Millionen-Poker ernst, Sebastian Vettel und Co. schauen in die Röhre, und die Königsklasse des Motorsports rast an Deutschland vorbei: Die Formel 1 wird in diesem Jahr endgültig nicht Station im Land des viermaligen Weltmeisters machen, damit findet erstmals seit 1960 eine Saison ohne Rennen auf deutschem Boden statt. Das gab der Motorsportweltrat des Automobil-Weltverbandes FIA nach seiner Sitzung in Genf am Freitag bekannt.
Die möglichen Ausrichter und "der Promoter konnten keine Einigung erzielen", hieß es in einem knappen Statement der FIA - es war nur noch die offizielle Bestätigung dessen, was in den vergangenen Tagen zur Gewissheit geworden war.
Ursprünglich war die Austragung des Rennens für den 19. Juli auf dem Nürburgring angesetzt, die Verhandlungen zwischen Formel-1-Chef Ecclestone und dem Eifelkurs scheiterten jedoch. Auch der Hockenheimring, der als mögliche Alternative im Gespräch war, verzichtete in dieser Woche - der aktualisierte Kalender umfasst damit nur noch 19 WM-Läufe, ohne Heimrennen des deutschen Weltmeister-Rennstalls Mercedes.
"Aus zeitlichen, organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen" hatte der Nürburgring am Donnerstag auf die Ausrichtung des Rennens verzichtet und nach monatelangem Ringen um eine Einigung mit Ecclestone entnervt aufgegeben.
Die Entwicklung der vergangenen Monate sei "schade, um nicht zu sagen scheiße", sagte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg zuletzt bereits: "Wir haben drei deutsche Fahrer und einen deutschen Hersteller in der Formel 1. Da steckt ganz viel Geschichte drin." Vettel bezeichnete das Heimrennen als "etwas ganz Besonderes für jeden Fahrer." Doch es war vergebens.
Keine Einigung erzielt
Der Nürburgring hatte dem Briten Ecclestone laut Sprecher Pietro Nuvoloni ein "sehr detailliertes und nachgebessertes" Angebot unterbreitet und in diesem auch die Bereitschaft unterstrichen, einen möglichen überschaubaren finanziellen Verlust zu tragen. Weil keine Einigung erzielt werden konnte, schloss der Nürburgring von sich aus "das Zeitfenster".
Der Hockenheimring hatte schon am Dienstag erklärt, dass er nicht mehr an die Ausrichtung glaube. "Ich rechne nicht mehr damit, dass der Grand Prix in diesem Jahr auf dem Hockenheimring stattfindet. Die Frist ist eigentlich abgelaufen", hatte Geschäftsführer Georg Seiler dem SID gesagt. Seiler betonte zwar: "Wir lieben die Formel 1." Er stellte aber auch klar: nicht um jeden Preis. "Ohne finanzielle Unterstützung sind uns die Hände gebunden", sagte der Streckenchef.
Die beiden deutschen Traditionsstrecken haben mit den schwindenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Das Rennen 2014 hat auf dem Hockenheimring aufgrund des geringen Interesses ein Minus von 2,5 Millionen Euro eingefahren. Am Rennsonntag waren gerade einmal 52.000 Zuschauer an die Strecke gekommen. Für die deutschen Kurse angesichts der hohen Antrittsgagen ein zu hohes Risiko - doch Ecclestone, der dem deutschen Grand Prix in den vergangenen Jahren bereits entgegengekommen war, zeigte sich unnachgiebig. "Bernie ist ein Geschäftsmann", sagte Vettel zuletzt, "das muss man ganz einfach sehen".
Nur 19 Rennen im Kalender
Nach der Streichung des Deutschland-Grand-Prix werden in dieser Formel-1-Saison nur 19 Rennen ausgetragen. Der Automobil-Weltverband FIA gab am Freitag bekannt, dass der für den 19. Juli angesetzte Lauf auf dem Nürburgring aus dem WM-Kalender genommen wurde. Einen Ersatz gibt es nicht. Damit finden genauso viele Rennen wie im Vorjahr statt. Mexiko-Stadt ist 23 Jahre nach der bislang letzten Auflage wieder Austragungsort (1. November).
Durch die Hinzunahme von Mexiko endet die Saison 2015 eine Woche später als 2014. Start ist am 15. März im australischen Melbourne. Am 29. November geht das Finale in Abu Dhabi über die Bühne.
Der WM-Kalender 2015 im Überblick:
15. März: Melbourne, Australien
29. März: Sepang, Malaysia
12. April: Shanghai, China
19. April: Manama, Bahrain
10. Mai: Barcelona, Spanien
24. Mai: Monte Carlo, Monaco
07. Juni: Montréal, Kanada
21. Juni: Spielberg, Österreich
05. Juli: Silverstone, Großbritannien
26. Juli: Budapest, Ungarn
23. August: Spa, Belgien
06. September: Monza, Italien
20. September: Singapur
27. September: Suzuka, Japan
11. Oktober: Sotschi, Russland
25. Oktober: Austin, Texas/USA
01. November: Mexiko-Stadt, Mexiko
15. November: São Paulo, Brasilien
29. November: Abu Dhabi, Abu Dhabi