Lange war der Kampf um die WM-Krone der Formel 1 nicht mehr so spannend wie in dieser Saison. Denn das Duell, das sich der deutsche WM-Führende Nico Rosberg und der vier Punkte dahinter liegende Brite Lewis Hamilton liefern, ist eins der knappsten seit langem. Allerdings könnte Rosberg beim Grand Prix von Deutschland (Das Rennen ab 14.00 Uhr im LIVE-TICKER) einen großen Schritt in Richtung Titel machen - weil Hamiltons Bremsen ihm in der Qualifikation einen Strich durch die Rechnung machen.

'Ich müsste schon was geraucht haben, um zu denken, dass ich Nico am Sonntag schlagen kann", so der Brite nach dem Einschlag in einen Reifenstapel im ersten Durchgang des Qualifyings, der ihn am Ende bis auf Rang 15 im Startklassement purzeln ließ. Durch den im Anschluss notwendig gewordenen Getriebewechsel muss sich der Brite aber sogar noch fünf Plätze weiter hinten einreihen und startet von Rang 20 ins Rennen. Außerdem klagte Hamilton nach dem Aufprall über leichte Kniebeschwerden, die sich nach einer eingehenden Untersuchung aber als harmlos herausstellten.

Auf die falsche Bremsen gesetzt?

Und irgendwie ist der Brite daran wohl auch zu einem Teil selbst Schuld. Denn das sein Bremssystem der Marke Brembo schon seit einem Jahr diverse Macken aufweist, ist allgemein bekannt - zumindest bestätigte das der Technische Direktor von Mercedes, Paddy Lowe, auf Nachfrage. Dass Hamilton trotzdem mit den riskanten Bremsen fährt hat einzig den Grund, dass sie sein aggressives Bremsverhalten unterstützen, während Kollege Rosberg auf den zuverlässigeren, weil weniger griffigen Bremsen von Carbone Industries fährt.

Und so ist es heute also an Mercedes-Teamkollege Rosberg, die Markendominanz von Mercedes aufrecht zu halten und sich in der WM-Wertung weiter von seinem Widersacher abzusetzen - was der Sohn von Ex-Weltmeister Keke Rosberg mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet. ''Die Pole ist großartig. Aber ich hätte lieber einen offenen Kampf mit Lewis gehabt'', so Rosberg auf der Pressekonferenz nach dem Qualifying.

Vettel und seine "Gurke" - realistische Siegchancen?

Und wer soll Rosberg heute auch stoppen? Sebastian Vettel, im Qualifying mit viel Glück noch auf Rang sechs vorgefahren und damit einen Platz hinter Teamkollege Daniel Ricciardo platziert, wird es wohl eher nicht sein. Denn gerade im mittleren Streckensektor, wo es auf die reine Motorleistung ankommt, verloren die beiden Red Bull regelmäßig fast eine halbe Sekunde auf die beiden Silberpfeile und dürften deshalb heute kaum als Anwärter auf den Sieg gelten. Und auch wenn Vettel trotzig sagt, dass ''wir sicher nicht die Favoriten sind - aber Siege sind immer möglich'', so richtig glaubt im Lager von Red Bull - Vettel titulierte das Auto bereits als ''Gurke'' niemand mehr an Siege 2014.

Das wiederum sieht bei Rosbergs unmittelbaren Verfolgern eigentlich ein wenig anders aus - wobei auch beim Zweitplatzierten Valtteri Bottas im unheimlich schnellen Williams kaum etwas auf Siegchancen schließen lässt. ''Natürlich ist es mein Ziel, Weltmeister zu werden. Aber momentan, mit all diesen Champions im Feld, muss ich erstmal noch viel lernen'', so der Finne nach seinem tollen Rennen in Silverstone, als er allein durch fünf starke Überholmanöver auf sich aufmerksam machte.

Besser als der Vater?

Und weil sich auch der drittplatzierte Felipe Massa (''Unser Auto ist das zweitschnellste'') keinerlei Siegambitionen entlocken lassen will, scheint es, als habe Rosberg heute freie Fahrt. Das könnte dann allerdings in der eigenen Familie zu Spannungen führen - schließlich hat Vater Keke hier im Jahr 1986 zwar ebenfalls schon eine Pole erreicht, das Rennen aber nie gewinnen können.

Vielleicht ja Rosbergs nächster Schritt, dem Vater auch den Vorsprung des Weltmeistertitels streitig zu machen? Nach der bisherigen Dominanz des Wahl-Monegassen in Hockenheim dürfte es Wenige geben, die daran große Zweifel anzumelden haben.

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