Gnadenlos gut: Serena Williams hat sich auf ihrer Rekordjagd im All England Club auch von Schwester Venus nicht aufhalten lassen. Nach ihrem 15. Erfolg im 26. Sister Act fehlen der alles überragenden Spielerin der Tennis-Gegenwart nur noch drei Siege zum Wimbledon-Titel und zum sogenannten Serena-Slam, dem Triumph bei allen vier Majors in Serie.
Im mit Spannung erwarteten, letztlich jedoch nur selten hochklassigen Aufeinandertreffen der fünfmaligen Wimbledonsiegerinnen setzte sich Serena 6:4, 6:3 durch. "Es ist immer hart, gegen jemanden zu spielen, den man so sehr liebt und um den man sich so sehr sorgt", sagte Serena, nachdem sie ihren ersten Matchball nach nur 67 Minuten verwandelt und die zwei Jahre ältere Venus am Netz in den Arm genommen hatte.
"Sie ist heute meine Schwester, sie ist im nächsten Jahr noch meine Schwester. Ich glaube, dass ist ein wenig wichtiger als ein Tennisspiel", hatte Serena bereits vor dem Match gesagt: "Wir lassen alles, was wir haben, auf dem Platz. Wenn wir fertig sind, beginnt das normale Leben wieder."
Familiärer Rückhalt entscheidend
Auf dem Centre Court, wo sich die erfolgreichsten Schwestern der Tennis-Geschichte zuvor schon fünfmal begegnet waren, versuchte vor allem Serena krampfhaft, ihre Emotionen zu kontrollieren. Anders als bei ihrem Beinahe-Aus in Runde drei gegen die Britin Heather Watson gab sie kaum einen Ton von sich, die 33-Jährige unterdrückte Freude und Frust.
Mutter Oracene Price saß nicht wie üblich in der Box, sie hatte vor dem Duell ihrer Töchter angekündigt, in die Stadt zu fahren und "vielleicht ein Foto von Big Ben zu machen". Im Viertelfinale am Dienstag wird sie zurück sein, Serena braucht den familiären Rückhalt, um das nächste Kapitel in den Geschichtsbüchern zu vollenden.
Rekorde in Sicht
Wer soll Williams in Wimbledon jetzt noch stoppen, außer vielleicht sie selbst? Titelverteidigerin Petra Kvitova ist ausgeschieden, die Russin Maria Scharapowa war nie eine adäquate Gegnerin. "Venus ist die härteste Kontrahentin, gegen die ich je gespielt habe", sagt Serena, und zumindest mental war das Achtelfinale auf dem Heiligen Rasen erneut eine Herausforderung, die sie mit Bravour meisterte.
Ihr 21. Grand-Slam-Titel und gleichzeitig Steffi Grafs Rekord in der Open Era (22) bekommen deutlichere Konturen. Am Horizont erscheint bereits der Grand Slam, das seltene Kunststück, alle vier Majors in einem Kalendarjahr zu gewinnen. Das ist bei den Frauen bislang nur Graf (1988), der Australierin Margaret Court Smith (1970) und Maureen Connolly aus den USA (1953) geglückt.
Serena will davon (noch) nichts wissen. Ab sofort, so kündigte sie an, beantworte sie keine Fragen zum Grand Slam oder zum Serena-Slam mehr.