Der niederländische Radprofi Tom Dumoulin und sein deutsches Team Sunweb stehen nach einem fast perfekten Wochenende vor ihrem ersten Triumph bei einer großen Rundfahrt. Dumoulin behauptete am Sonntag beim Etappensieg des Luxemburgers Bob Jungels in Bergamo die Gesamtführung des 100. Giro d'Italia, die er 24 Stunden zuvor mit seinem Triumph bei der Bergankunft in Biella ausgebaut hatte.
Der am Samstag noch geschlagene Kolumbianer Nairo Quintana nahm Dumoulin allerdings als Zeitbonifikation für Platz zwei in Bergamo sechs Sekunden ab und liegt vor der hammerharten letzten Giro-Woche nun 2:41 Minuten hinter dem Rosa Trikot von Dumoulin zurück.
"Ich nehme einen großen Vorteil mit in die letzten Etappen, wir werden sehen, ob das reicht", sagte Dumoulin: "In der letzten Woche gibt es eine ganze Menge Kletterei, und wir sind noch weit vom Ziel in Mailand entfernt."
Dumoulin hatte die Führung im Gesamtklassement im ersten langen Zeitfahren am Dienstag übernommen und den großen Giro-Favoriten Quintana (Movistar) dabei klar distanziert. Das Finale der Italien-Rundfahrt nach dem letzten Ruhetag am Montag sprach eigentlich mit fünf schweren Alpenetappen und nur noch einem Zeitfahren für den Kolumbianer, doch Quintana zeigte am Samstag unerwartete Schwächen am Berg.
Anstieg nach 131 Kilometern bringt die Entscheidung
Während sich Dumoulin auf dem Schlussanstieg nach 131 km an der Wallfahrtskirche von Oropa im Piemont mit drei Sekunden Vorsprung auf den Russen Ilnur Sakarin und neun Sekunden auf den Spanier Mikel Landa durchsetzte, musste Quintana auf den letzten Metern abreißen lassen und verlor als Vierter 14 Sekunden auf Dumoulin.
Der Bergfloh aus Südamerika hatte rund drei Kilometer vor dem Ziel vergeblich attackiert. "Ich habe meine ganze Kraft darauf verwendet, meine Rivalen zu testen, aber Dumoulin war sehr stark", sagte der Giro-Sieger von 2014: "Der Vorteil ist, dass ich mich jetzt auf einen einzigen Kontrahenten fokussieren kann. Die verbleibenden Berge werden anders, wir müssen einfach weiter kämpfen."
Am Sonntag kämpfte Quintana, kam zeitgleich direkt hinter Sieger Jungels ins Ziel - wichtige sechs Sekunden Bonus gegenüber dem ebenfalls zeitgleichen Dumoulin waren der Lohn. Siebter wurde trotz einer beherzten Attacke Titelverteidiger Vincenzo Nibali. Italien wartet damit weiter auf einen Etappensieg beim Jubiläums-Giro.
Nicht mehr dabei war am Samstag am Start in Castellania, dem Geburtstort der Radsport-Legende Fausto Coppi, wie erwartet der deutsche Meister André Greipel. Der 34-jährige Rostocker vom Team Lotto-Soudal stieg angesichts des schweren Schlussprogramms der Italien-Rundfahrt ohne eine reelle Siegchancen für die Sprinter vorzeitig aus.
Greipel hatte die zweite Etappe gewonnen und damit das Rosa Trikot des Gesamtführenden erobert, das Maglia Rosa aber nach nur einem Tag wieder abgeben müssen.