Der "Gelbsucht-Verdacht" ließ Dirk Schuster kalt. So, als sei er immun gegen das "Üble Nachrede"-Virus. Natürlich hatte der Coach von Darmstadt 98 registriert, dass es in diesen Tagen Diskussionen gab. "Das haben wir schon wahrgenommen, aber es hat uns nicht groß interessiert", sagte Schuster vor dem Spiel der "Lilien" am Samstag bei Rekordmeister Bayern München (15.30 Uhr im LIVETICKER).
Für Aufsehen hatte die Tatsache gesorgt, dass gleich fünf Darmstädter am Wochenende gelb-gesperrt sind. Also fast die halbe Mannschaft des bislang so tapfer kämpfenden Aufsteigers.
Kapitän Aytac Sulu, Jérôme Gondorf, Marcel Heller, Peter Niemeyer und Konstantin Rausch wurden in der Partie gegen Bayer Leverkusen (1:2) verwarnt. Und alle mussten sich später den Vorwurf gefallen lassen, sie hätten sich ihre Karten bewusst "abgeholt", um gegen die Bayern nicht mittun zu müssen - aber dafür am 27. Februar in der aussichtsreicheren Partie bei Werder Bremen mittun zu können.
Sulu verteidigt sich
Belastend kam hinzu: Sulu (84.), Heller (85.), Niemeyer (88.) und Rausch (90.) hatten ihre Verwarnungen in der Schlussphase innerhalb von sechs Minuten kassiert. Sulu reagierte auf etwaige Spekulationen verständlicherweise äußerst gereizt: "Es ist egal, wo man gesperrt ist. Außerdem hatten wir gegen Leverkusen eben eine hektische Schlussphase", erklärte der Innenverteidiger aus seiner Sicht die ungewöhnliche Gelbflut.
Schuster war in der Diskussion um Sachlichkeit bemüht. "Jeder, der ein Spiel gegen die Bayern vor der Brust hat, möchte spielen. Es geht ja auch um Einsätze, Prämien, Geld - und um Reputation", betonte der 48-Jährige. Er glaubt nicht, dass ein Profi freiwillig auf die Gelegenheit verzichte, "sich vor einem Millionen-Publikum" zu zeigen.
Auch für Münchens Meistercoach Pep Guardiola spielt die vermeintliche "Gelbsucht" der Hessen keine Rolle. "Darmstadt ist eine spezielle Mannschaft, eine der besten in der Liga bei Standards. Dafür leben sie. Diese Aktionen müssen wir verhindern", sagte der Spanier - und meinte ob der angespannten Personalsituation der "Lilien": "Sie werden sicher elf Spieler aufbieten."
Schuster will keinen Beton anrühren
Das konnte Schuster schon mal bestätigen. Der Rollenverteilung ist sich der Ex-Profi natürlich bewusst. "Wir wissen, dass in München einiges auf uns zurollen wird. Da müssen wir uns ganz fest anschnallen", warnte Schuster. "Einbetonieren" werde man sich aber nicht.
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Mut macht ihm das nur knappe 0:1 im Pokal-Achtelfinale der Lilien bei den Bayern Mitte Dezember 2015. "Da haben wir ein kleines Ausrufezeichen gesetzt." An diese Leistung wolle man anknüpfen.
Chance für die zweite Garde
Der Personalnot versuchte Schuster sogar, etwas Positives abzugewinnen. "Für viele Spieler ist es eine Chance, sich zu zeigen und sich für kommende Aufgaben zu empfehlen", sagte er.
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Der gesperrte Heller jedenfalls war am Freitagmorgen schon hellwach und verriet dem Radiosender hr1 seine Traumschlagzeile über das anstehende Spiel: "Darmstadt erkämpft Punkt in München." Wenn es so kommt, dann hätte auch die "Gelbsucht"-Diskussion endlich ein Ende.