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Für den Fußball - gegen die Fans?
Das Motto des Sicherheitsgipfels lautete "Für Fußball gegen Gewalt", dabei werden Gewalt und Pyrotechnik oft gleichgesetzt. Keiner scheint sich noch an die Tage zu erinnern, wo Fußballkommentatoren neidisch in manche Länder Südeuropas schauten und von der tollen Atmosphäre in den pulsierenden Fankurven schwärmten, in denen Bengalos wie selbstverständlich dazugehörten. Jetzt hört man den reflexartig ausgespuckten Satz der Kommentatoren: "Das sind Bilder, die wir nicht sehen wollen", wenn irgendwo ein Bengalo in die Höhe gehalten wird. Wie schnell sich doch die Zeiten ändern.
Viele Fans wollen die gute Stimmung, aber wissen scheinbar oft nicht, wo die herkommt. "Der große Fehler besteht darin, dass diejenigen Fans am heftigsten kritisiert werden, die dafür sorgen, dass der Fußball populär geworden ist und uns jedes Wochenende mit Choreografien Freude bereiten. Und ganz nebenbei gewährleistet, dass der Fußball Millionensummen generiert. Wenn aber dann einer ein Pyrofeuer hochhält, ist das alles von jetzt auf gleich vergessen. Dann bricht wieder eine übertriebene Hysterie aus und es wird so getan, als würde die Welt untergehen", erklärt Fußballtrainer Ewald Lienen im Interview mit 11freunde.
Dreht der Innenminister bald durch?
Die Lage zwischen Ultragruppierungen und der Politik scheint festgefahren. Tom Eilers (Sportmanager SV Darmstadt 98) äußerte sich während der Gespräche mit ProFans: "Irgendeiner muss aufhören. Wenns jetzt wieder brennt, dann drehen die Innenminister durch", so berichtet ballesterer.at. Die Hardliner scheinen sich durchgesetzt zu haben und geben der Liga und den Vereinen vor, was sie durchzuführen haben. Die Vereine kuschen, da sie Angst vor den Bestrafungen haben. Das geht von Geldstrafen über Geisterspiele, bis zu möglichen Punktabzügen oder dem angedrohten Stehplatzverbot.
"Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass wir nur zum Abnicken gekommen sind", kritisierte ein nicht genannter Klubfunktionär den "Sicherheitsgipfel" des Innenministers laut 11freunde.de. Dabei braucht es nach Meinung der Experten genau das Gegenteil: Dialog statt Diktat. "Anstatt direkt die Vereine zu bestrafen, müssen der DFB und die Vereine die Gespräche mit den Ultras beibehalten und intensivieren, um der Fankultur Herr zu werden. Das ist die einzige Chance, die der Fußball hat", meint Ewald Lienen.
Kontakt intensivieren, nicht abrechen
Auch der Leiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte Michael Gabriel setzt sich für einen Dialog mit Fangruppen ein "Es muss eine regelmäßige und transparente Kommunikation seitens des Vereins geben, um Diskussionsprozesse, innerhalb der Fangruppen zu unterstützen. Die Interessen von einem Fanclub sind ja potenziell andere, als die eines 17, 18-jährigen Ultras. Diese Prozesse sollte ein Verein aktiv mitgestalten und genau an dieser Schnittstelle passiert leider noch viel zu wenig."
Die Hardliner werden also weiterhin mit Ohmacht auf die verschiedenen Probleme in der deutschen Fankulur reagieren und immer härtere Strafen fordern, während sich viele Ultragruppierungen durch die Konfrontation weiter radikalisieren. Unterdessen bleiben die Medien bei ihrem bequemen "Alles in einen Topf"-Spiel, wo friedliche Ausbrüche, wie die der Fortuna-Fans beim Relegationsspiel, mit Gewalt gleichgesetzt werden und Pyrotechnik als Teufelswerk der Hooligans bezeichnet wird, die in Wirklichkeit aber Ultras sind.