Herausragende Leistungen gab es in der englischen Woche in der Bundesliga. Wir haben fünf der besten Spielernoten herausgesucht, um anhand dieser Fälle die Feinheiten bei der Vergabe guter Noten zu diskutieren.
Dass ein Spieler, der ein Spiel dominiert und auf seiner Position herausragt, mit guten oder sehr guten Noten bedacht wird, ist logisch. Was aber entscheidet darüber, ob am Ende eine 1, eine 1,5 oder eine 2 hinter dem Spielernamen steht? Sehen wir uns fünf Beispiele an.
Franck Ribéry (Bayern München): 1
Das 3:0 der Bayern gegen Wolfsburg war zweifelllos die beeindruckendste Leistung des Spieltages. So stark dabei Bastian Schweinsteiger aufspielte - für uns war Franck Ribéry der Mann des Spiels. Nicht nur sein Assist zum 1:0 begeisterte, er legte noch weitere vier Riesenchancen auf und hätte mit etwas Glück mit vier oder fünf Scorerpunkten nach Hause gehen können.
Es waren aber nicht nur die Tricks und Pässe des Franzosen, die uns beeindruckten. Ribéry gewann auch fast 20 Zweikämpfe - mehr als jeder andere Bundesligaspieler an diesem Spieltag. Und das auf der offensiven Außenbahn. Auch am Pressing des FC Bayern beteiligte Ribéry sich voller Enthusiasmus und bot so rundum ein Weltklassespiel, er ragte aus dem sehr starken Ensemble der Münchner noch ein kleines Stück heraus.
Bastian Schweinsteiger (Bayern München): 1,5
Ohne jede Frage zeigte auch Schweinsteiger ein herausragendes Spiel gegen Wolfsburg. Normalerweise würde man sich über seine 1,5 auch gar keine Gedanken machen, wenn Ribéry nicht noch ein kleines bisschen besser benotet worden wäre. Dabei ist die eigentlich entscheidende Frage: Was muss ein Spieler tun, um besser als "gut" bewertet zu werden? Die Antwort: Er muss so viele gute Pässe spielen wie etwa Xavi in der Vorwoche in der Champions League (162 Ballkontakte laut Opta, sportal.de-Note 1,5) oder eben Schweinsteiger, der seine Klasse als Allroundfußballer ebenso wiedergefunden zu haben scheint wie Toni Kroos und Thomas Müller.
Sucht man nun nach dem Haar in der Suppe, so könnte man den Grund dafür nennen, dass Schweinsteiger nicht zwei Tore erzielte - er selbst traf in der Auftaktphase aus kürzester Distanz nur den Pfosten. Angesichts seiner exzellenten Gesamtleistung kein Grund für eine schlechte oder mäßige Note. Aber in einem so starken Mannschaftsspiel wie dem der Bayern bewerten wir Ribéry mit seinen zahlreichen brillanten Vorbereitungen noch etwas höher, weil er nicht selbst etwas dafür konnte, dass diese nicht verwertet wurden.
Takashi Usami (1899 Hoffenheim): 1,5
Und noch ein Spieler, der in der vorigen Saison schon bei den Bayern spielte. Das Talent des Japaners blieb aufmerksamen Beobachtern schon da nicht verborgen, auch wenn er es nicht schaffte, sich einen dauerhaften Platz im Kader des deutschen Rekordmeisters zu sichern. Wer die Leistungen der TSG Hoffenheim in den ersten Saisonwochen verfolgt hat, der wusste zudem schon, dass gerade Usamis Formkurve nicht erst mit dem ersten Sieg gegen Hannover nach oben zu zeigen begann.
Schon in Freiburg war Usami bester Hoffenheimer beim 3:5, in den Spielen zuvor war er jeweils nur eingewechselt worden, als schon alles verloren war. Mit dem wichtigen 0:1 in Stuttgart, einem weiteren Assist und einer sagenhaften Passquote von 100 Prozent überragte Usami nun erneut seine Teamkollegen - nur, dass diese in Stuttgart selbst sehr gut auftraten. Solte Usami sogar als Symbolfigur der Wende in Nordbaden angesehen werden?
Szabolcs Huszti (Hannover 96): 1,5
Als perfekter Neuzugang für Hannover 96 stellt sich ein Spieler heraus, der schon einmal für die Roten gespielt hatte: Szabolcs Huszti. Mit vier Toren und acht Assists in den bisherigen neun Pflichtspielen, in denen er in der Startelf stand (acht Siege, ein Unentschieden, keine Niederlage), avancierte der Ungar zu einem der effektivsten Spieler des europäischen Fußballs in dieser Saison.
Das zeigte sich auch gegen Nürnberg, wo Huszti erneut brillierte und gar nicht einmal mit der Quantität, sondern mit der Qualität seiner Aktionen glänzte. Genau das macht das Hannovereske seines Spiels aus: Wenn der Ball gewonnen und nach vorne gespielt wird, dann sitzt jeder Pass. So sieht perfektes Umschaltspiel aus, und so kann man selbst in einem Heimspiel gegen Nürnberg mit weniger als 45 Prozent Ballbesitz die komplette Kontrolle über das Geschehen erhalten. Ach ja: Zwei Assists, ein Tor: Das ist an der Grenze zur glatten 1, aber im direkten Vergleich mit Ribéry will das schwächere Spielniveau hier noch berücksichtigt werden.
Didier Ya Konan (Hannover 96): 2
Zum Abschluss noch ein Spieler, der es nicht geschafft hat, eine 1 vor dem Komma zu erhalten. Warum nicht? Ya Konan erzielte als Stürmer immerhin zwei Tore, erfüllte seinen Job also zur vollen Zufriedenheit. Stimmt. Aber die Tore zum 3:0 und 4:0 waren nicht spielentscheidend, und im direkten Vergleich mit Teamkollege Huszti, der an drei Treffern beteiligt war, darunter den ersten beiden, erklärt sich die halbe Note Unterschied. Dennoch natürlich ein gutes Spiel Ya Konans. In jeder Hinsicht.