Gleich vier Teams kassierten am Wochenende vier Gegentore in der Bundesliga. Wie sind die Leistungen von Freiburg, Frankfurt, Stuttgart und des HSV zu bewerten? Wir vergleichen anhand von Notenbeispielen.
Eintracht Frankfurt und der Freiburger Sportclub verloren jeweils mit 0:4, das allerdings bei den Spitzenteams in Dortmund und München. Der VfB Stuttgart unterlag mit 1:4 beim Abstiegskonkurrenten Hoffenheim (bei einem Auswärtssieg wären beide punktgleich gewesen). Der HSV wiederum erzielte sogar zwei Tore, das aber beim Tabellenletzten. Auf den ersten Blick könnte man also alle vier Leistungen ähnlich bewerten. Und tatsächlich liegen die vier Verliererteams im Notenschnitt nur rund 0,2 Punkte auseinander. Wen aber haben wir en détail für die Pleiten verantwortlich gemacht?
Sebastian Jung (Eintracht Frankfurt): 5
Vier Frankfurter wurden von uns mit einer Fünf vor dem Komma benotet, bekamen also eine mangelhafte Leistung bescheinigt. Sowohl Tobias Weis als auch Alexander Madlung und Alex Meier zeigten insgesamt sogar noch schlechtere Leistungen über die 90 Minuten gesehen. Aber Jungs Patzer gegen Henrikh Mkhitaryan war klar vermeidbar und brachte die Eintracht auf die Verliererstraße. In Dortmund 80 Minuten einem Rückstand hinterherzulaufen, ist eine der undankbareren Aufgaben, die die Bundesliga bereithält.
Matthias Ginter (SC Freiburg): 5
Analog zu Jungs Fehler gegen Dortmund könnte man Pavel Krmas als Katalysator der Freiburger Niederlage gegen Bayern ansehen, da er das Kopfballduell gegen Dante vor dem 0:1 verlor. Krmas erhielt die gleiche Note wie Jung. Hervorheben möchte ich aber auch die Leistung von Matthias Ginter, der auf der Doppelsechs neben Gelson Fernandes spielte. Gegen Bayerns Mittelfeld ist es nie leicht, und dass der Sportclub in diesem Mannschaftsteil keine Dominanz erzielen konnte, überrascht nicht. Im direkten Vergleich von Ginter und Fernandes zeigt sich aber, dass der Schweizer in allen zentralen Kategorien bessere Werte aufwies als Ginter. Eine klar bessere Passquote, mehr Ballkontakte und eine bessere Zweikampfbilanz machen den Unterschied aus zwischen "Bayern war halt besser" und einem auch individuell schwachen Spiel.
Martin Harnik (VfB Stuttgart): 5,5
Dafür, dass der VfB in Hoffenheim auf Sturmspitze Vedad Ibisevic verzichten musste, kann nur der Bosnier selbst etwas, nach seiner Tätlichkeit in der Vorwoche gegen Augsburg. Aber wenn man dann trotzdem mit einem 4-4-2 auswärts bei einer Mannschaft wie Hoffenheim antritt, dann geht das nur, wenn die Offensivspieler sehr diszipliniert nach hinten mitarbeiten, vor allem, wenn die beiden Sechser Moritz Leitner und Rani Khedira nicht ihren jeweils besten Tag erwischt haben. Weder Mohammed Abdellaoue noch Martin Harnik erfüllten ihre Aufgaben gegen den Ball aber so, wie es etwa Ibrahima Traoré auf der Gegenseite tat. Der legte etwa, wenn man die Werte des ausgewechselten Harnik auf 90 Minuten hochrechnet, immer noch einen Kilometer mehr zurück als der Österreicher, und hatte eine dreimal so gute Zweikampfbilanz - bei weniger Fouls.
René Adler (Hamburger SV): 6
Normalerweise verteilen wir bei sportal.de sehr ungern Sechsen. Aber im Fall von René Adler mussten wir über unseren Schatten springen und das Verdikt "Ungenügend" aussprechen. Zwei schwere Patzer bei nicht kompliziert zu haltenden Bällen, und das jeweils zu einem Zeitpunkt, da der HSV das Spiel gerade im Griff hatte - das ist in dieser Kombination eine Sechs, für einen Feldspieler genauso wie für einen Torhüter.
Rafael van der Vaart (Hamburger SV): 5
Der Notenschnitt des HSV ist bei uns knapp der beste aller vier Teams, die deutlich verloren haben am Wochenende. Das liegt daran, dass die Rothosen in einem Sechspunktespiel über 90 Minuten eigentlich nicht die schlechtere Mannschaft waren. Sie hatten ähnlich viel Ballbesitz wie die Eintracht, mehr Torschüsse, mehr Schüsse aufs Tor, eine ähnlich gute Zweikampfbilanz und mehr Ecken. Der Hauptunterschied zwischen den Mannschaften waren die beiden Patzer von Adler, nicht eine generell bessere Leistung der Braunschweiger. Dennoch kann man das Ergebnis natürlich nicht ignorieren in der Notengebung. Rafael van der Vaart illustriert das. Der Kapitän hatte nur 14 Ballberührungen, gewann einen Zweikampf, und nur Marcell Jansen hatte eine noch schlechtere Passquote auf Hamburger Seite. Adlers Fehler mögen das Spiel verloren haben. Aber die Leistung von Van der Vaart hätte auch ohne die Patzer nicht ausgereicht, das Spiel zu gewinnen.