Absteigen verboten: Unmittelbar nach seinem Amtsantritt hat Niko Kovac Eintracht Frankfurt komplett auf links gedreht - die Methoden von Vorgänger Armin Veh stehen ab sofort auf dem Index. "Es war offensichtlich, dass wir taktische Fehler gemacht haben", sagte Ersatz-Kapitän Marco Russ vor dem wegweisenden Spiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 im LIVETICKER). Mit Kovac scheint die Hoffnung an den Main zurückgekehrt.
"Ich hisse nicht die weiße Fahne. Wir sind nicht in der Situation, um etwas herzuschenken", sagte der 44-jährige Kroate. Kovac' Vertrag läuft bis 2017 - und gilt ausschließlich für die Bundesliga. "Wir werden Tag und Nacht arbeiten - 24 Stunden mal sieben Tage!"
Wer wird Deutscher Meister 15/16? - Wetten auf tipp3.de
Am auffälligsten in der ersten Frankfurter Woche mit den Kovac-Brüdern - Robert folgte Nico wieder als Co-Trainer - war die Wiederbelebung des Konkurrenzkampfes. "Die Trainingseindrücke sind für die Aufstellung entscheidend. Ich bin unvoreingenommen. Jeder kann sich empfehlen", sagte der Coach: "Die ersten Trainingseinheiten waren sehr positiv. Die Jungs machen hundertprozentig mit, sie sind fokussiert und sind konzentriert und nehmen vieles auf." Bei den Profis kommt das an.
"Ich will jetzt nicht sagen, dass die Stammspieler zu selbstsicher waren, aber man weiß, dass die in der zweiten Reihe ein bisschen den Kopf hängen lassen. Jetzt wittert jeder seine Chance, das stachelt jeden Einzelnen an, das puscht die Mannschaft", sagte Russ. Nach dem Gladbach-Spiel reist Schlusslicht Hannover 96 mit Ex-Trainer Thomas Schaaf nach Frankfurt.
''Starken Mann wie Bruchhagen wird es nicht mehr geben''
Mindestens noch am Samstag verzichten muss die Eintracht allerdings aller Voraussicht nach auf Torjäger Alexander Meier, der weiter mit Knieproblemen zu kämpfen hat. Mit schwierigen Situation kenne sich Kovac jedoch aus, meinte Eintrachts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen über den Neuling an der Bundesliga-Seitenlinie. "Wichtig war, dass er unter ähnlichen Situationen gearbeitet hat. Er hat Kroatien in einer nicht einfachen Situation übernommen", sagte Bruchhagen.
Ohnehin sei die Entscheidung für den Kroaten keinesfalls ein Schnellschuss gewesen. "Im Sommer war er bereits ein Kandidat. Der Kontakt ist nie abgerissen", erklärte Sportdirektor Bruno Hübner.
Über eine andere wichtige Personalentscheidung, die von der sportlichen Krise und dem Trainerwechsel überschattet wurde, sprechen die Verantwortlichen in Frankfurt indes weniger gern. Denn die Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Bruchhagen wird zur Hängepartie.
Die vermeintlich aussichtsreichen Kandidaten Christian Nerlinger und Christoph Metzelder haben (öffentlich) abgesagt. Darüber zeigte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Streubing irritiert. "Es hat keiner ein Angebot gehabt, dann kann auch keiner absagen", sagte er der Frankfurter Rundschau: "Wir haben einen großen Kreis, den wir abklappern." Einen starken Mann wie Bruchhagen, der für alle den Kopf hinhalte, werde es, so Streubing, in Zukunft allerdings nicht mehr geben. Stattdessen solle aus dem Kreis der Führungskräfte ein Sprecher gewählt werden.