Fortuna Düsseldorf ist Kummer gewohnt. Der Traditionsverein war in die 4. Liga abgestürzt, er war reif für den Konkurs, er hat den Relegationsskandal überstanden. So schlecht wie nach dem 0:3 beim 1. FC Kaiserslautern war die Stimmung allerdings viele Jahre nicht mehr - die komplette Neuausrichtung des Klubs im Sommer wird infrage gestellt. Ob Trainer Frank Kramer nach der Länderspielpause noch im Amt sein wird, ist höchst ungewiss.
"Wir sind in einer brutalen Situation", sagte Kramer nach der erneuten Pleite, "es läuft eine Menge gegen uns, obwohl wir uns dagegen stemmen." Davon aber war beim Tabellen-16. wieder mal nicht viel zu sehen: Hunderte Fans konnten es nicht mehr ertragen, sie verließen den Betzenberg vor dem Abpfiff.
Wenn, wie in diesem Fall, der Sportmanager eine "gründliche Analyse" ankündigt, wird es meistens eng für den Trainer. Noch aber beteuert Rachid Azzouzi, an seinem alten Weggefährten Kramer festzuhalten. Über eine Demission denke er nicht nach, versicherte er.
Kramer, vor Saisonbeginn verpflichtet und von einer Menge namhafter Neuzugänge wie Didier Ya Konan und Karim Haggui begleitet, handelt eindimensional. Von seiner Devise, das Spiel zu bestimmen und Kombinationsfußball zu bieten, kann er sich nicht lösen. Mehr Torschüsse, mehr Eckbälle, mehr Ballbesitz - so war es auch in Kaiserslautern. Doch das 0:1 kassierte die Fortuna 17 Sekunden nach einem eigenen Eckball, das ist nicht zweitligareif.
"Wenn wir uns immer wieder durch Patzer um den Lohn unserer Arbeit bringen, wird es schwer", sagte Kramer. "Und für den Gegner natürlich einfacher, weil er nichts mehr für das Spiel machen muss."
Neuzugänge schlagen nicht ein
Hinzu kommt, dass potenzielle Leistungsträger versagen - aus unterschiedlichen Gründen. Ya Konan und Haggui sollten sofort Stützen sein, kamen jedoch ohne Spielpraxis. Es wurde offensichtlich mehr auf den Namen gesetzt als auf die Klasse. Innenverteidiger Christian Strohdiek hat eine komplette Bundesliga-Saison mit dem SC Paderborn hinter sich und leistet sich dennoch Slapstick-Fehler, wie auch sein Nebenmann Haggui. "Wir müssen diese einfachen Dinge, die wir fabrizieren, endlich mal abstellen", fordert Azzouzi.
Selbst der hochveranlagte Stürmer Joel Pohjanpalo, der mehr als zwölf Saisontreffer angekündigt hatte, ist ein Rätsel. Er hat in neun Einsätzen (1x Pokal) weder ein Tor erzielt noch vorbereitet - für die finnische Nationalmannschaft jedoch traf er in der Länderspielpause zu zwei 1:0-Siegen in der EM-Qualifikation. Er kann es noch - nur nicht im rot-weißen Trikot.
Frank Kramer kann von Glück sagen, sollte er eine weitere Chance bekommen. "Es wird ein ganz weiter Weg, das ist klar", sagte er nach dem Abpfiff. Es sieht nicht so aus, als dürfte er ihn noch lange mitgehen.