Mal wurden 30 Millionen Euro für den Abstieg gezahlt, ein Torhüter der Marke Flutschfinger verpflichtet oder die Verletzungsanfälligkeit in Person gekauft. Wo gehobelt wird, da fallen Späne und wo Spieler gekauft werden, gibt es auch Fehlgriffe. sportal.de hat die Flop Ten Europas.
Wie schön ist die Zeit im Vorfeld einer neuen Saison. Die Gerüchteküche brodelt und die Manager arbeiten fieberhaft daran, den vorhandenen Kader auszumisten, ihn mit Spitzenspielern, Talenten oder ausländischen Top-Stars zu verstärken. Doch nicht jeder Transfer entpuppt sich im Nachhinein als Glücksgriff.
Neben dem Goldenen Händchen gibt es die Kehrseite der Medaille. Manche Spieler kommen im neuen Umfeld nicht zurecht, andere hatten ihren Zenit bereits überschritten oder saßen ob einer Verletzung die meiste Zeit beim Physiotherapeuten. Manchmal haben sich die Manager aber auch einfach in ihrer Analyse verschätzt.
sportal.de hat sich in Europas Top-Ligen umgesehen und einige Fehlurteile aufgetrieben. Die Auswahl war groß, der Platz jedoch begrenzt. Spieler wie Zlatan Ibrahimovic, Jörg Heinrich, Dmytro Chygrynskiy, Sergio Asenjo oder Luca Cigarini haben den Sprung nicht geschafft, dafür aber die folgenden zehn Akteure.
Platz 10: Ricardo Quaresma
Im Sommer 2008 probierte es Ricardo Quaresma erneut in einer der großen europäischen Ligen, nachdem der erste Versuch in Barcelona gescheitert war. Für 19 Millionen Euro wechselte der Portugiese vom FC Porto zu Inter Mailand in die Serie A. Dort traf er auf Trainer Jose Mourinho und ob seiner Defensivschwäche und der taktischen Unzulänglichkeiten fiel er schnell in Ungnade.
"Er ist ein großes Talent", so Mourinho. "Aber wenn ich es damit vergleiche, wie viel Freude ich habe, Zlatan Ibrahimovic bei der Arbeit mit dem Team zuzusehen. Dann fehlt mir diese Freude bei ihm völlig." Nach der Saison wurde Quaresma mit dem Bidone d'Oro ausgezeichnet - als schlechtester Spieler der Serie A. Über ein Leihgeschäft mit dem FC Chelsea ging es später zu Besiktas Istanbul.
Platz 9: Denílson de Oliveira
Denílson galt als einer der besten Flügelspieler Brasiliens, wurde Vizeweltmeister 1998 sowie Weltmeister 2002. Seine Übersteiger waren eine Augenweide, seine Technik aus dem Lehrbuch. Betis Sevilla griff zu, zahlte im Jahr 1998 eine Ablöse von über 30 Millionen Euro an den FC Sao Paulo und lotste Denilson in die Primera Division.
Es war zu dem Zeitpunkt der teuerste Transfer aller Zeiten und was passierte? Betis stieg direkt in die zweite spanische Liga ab. Seinen Vertrag über zehn Jahre erfüllte Denílson nicht, obwohl er immerhin 108 Spiele für Betis machte. Nach einigen Leihgeschäften ging der Brasilianer 2005 ablösefrei zu Girondins Bordeaux und gilt als einer der größten Transferflops in der spanischen Geschichte.
Platz 8: Elvir Baljic
Der große Durchbruch schaffte Elvir Baljic bei Bursaspor, als er in 87 Spielen auf 42 Tore kam. Auch bei Fenerbahce Istanbul konnte der Bosnier überzeugen, spielte sich damit auf internationaler Ebene in den Vordergrund. Doch ein wenig überraschend kam dann der Wechsel zu Real Madrid und die Spanier ließen sich den Deal 26 Millionen Euro kosten - im Jahr 1999.
Real-Trainer John Toshack kannte Baljic aus seiner Zeit in der Türkei, doch der Bosnier zog sich direkt einen Kreuzbandriss zu. Insgesamt machte Baljic elf Spiele für die Königlichen, erzielte dabei einen Treffer.Nach Einsätzen im B-Team und einem Leihgeschäft ging er ablösefrei zurück in die Türkei, zu Galatasaray Istanbul.
Platz 7: Massimo Taibi
Sir Alex Ferguson brauchte im Sommer 1999 nach dem Weggang von Peter Schmeichel einen neuen Torhüter. Manchester United wurde in Venezia fündig und verpflichtete Massimo Taibi für ungefähr sechs Millionen Euro. Bei seinem Ligadebüt gegen den FC Liverpool unterlief er gleich eine Flanke, konnte ansonsten immerhin einige gute Paraden zeigen.
Gegen Southhampton gab es den nächsten Patzer und die Zeitungen nannten ihn "The Blind Venetian". Dann war da noch das 0:5 gegen Chelsea, als Taibi beim 0:1 blind durch den Strafraum irrte. Vier Spiele absolvierte der Italiener für die Red Devils, wurde nach der Saison wieder verkauft. Der Torhüter erklärte später, England habe nicht die Lebensqualität wie Italien und auch Heimweh sowie der Wurf ins kalte Wasser wären fatal gewesen.
Platz 6: Marcelino Elena Sierra
Beim RCD Mallorca reifte Marcelino zu einem Spitzenspieler. Der Abwehrspieler schaffte den Sprung in die spanische Nationalmannschaft und hatte sich auf Clubebene durch die Teilnahme am internationalen Geschäft einem breiten Publikum präsentiert. Ruud Gullit wurde auf ihn aufmerksam und holte ihn als einen der besten Abwehrspieler Europas für etwa 6,5 Millionen Euro zu Newcastle United.
Bereits im ersten Spiel zog sich Marcelino eine Verletzung zu und es war der Anfang einer beeindruckenden Serie. In drei Jahren kam er auf 17 Einsätze, war dabei mit hohem Gehalt bedacht. Als "Dieb aus Spanien" wurde er von den Fans bezeichnet. Höhepunkt war ein Fingerbruch, der ihn zwei Monate dazu zwang, seinen Job nicht ausüben zu können.
Platz 5: Marco Boogers
"Er ist kein Boogers, gebt ihm eine Chance", sagte Harry Redknapp einst, nachdem er einen Brasilianer verpflichten wollte, den er niemals hatte spielen sehen. Ein Boogers ist ein geflügeltes Wort für einen Flop. Die Begriffsbezeichnung geht auf das Jahr 1995 zurück, als Redknapp - damals Trainer bei West Ham - Marco Boogers von Sparta Rotterdam holte.
"Ich habe ihn geholt, nachdem ich ein Video von ihm gesehen habe", erklärte er einst dem Guardian. "Er war ein guter Spieler, aber ein Spinner", hieß es weiter. Ganze vier Spiele machte Boogers für die Hammers. In seinem zweiten Einsatz bekam er Rot für ein brutales Foul an Gary Neville. Boogers erklärte, so schlimm habe es nicht sein können, der Neville konnte das Spiel fortsetzen.
Der Niederländer wurde gesperrt, machte danach noch zwei Spiele für West Ham. Ob einer Knieverletzung bekam er einst von Redknapp die Erlaubnis, in die Heimat zu reisen, um bei der Geburt seines Sohnes dabei sein zu können. Kleine Randnotiz: Ein Reporter wollte ein Interview mit dem Spieler machen, doch es kam zu einem Missverständnis mit Pressesprecher Bill Prosser. Der erklärte, der Spieler sei mit dem Auto in die Heimat gefahren. Einen Tag später stand in der Presse zu lesen, Boogers lebe in einem Wohnwagen.
Platz 4: Jonathan Woodgate
Leser der Marca haben Jonathan Woodgate zum größten Transferflop des 21. Jahrhunderts gewählt. Für 18,5 Millionen Euro holte Real Madrid den Abwehrspieler im Jahr 2004 von Newcastle United, trotz seiner bekannten Verletzungsanfälligkeit. So dauerte es auch 13 Monate, bis er sein Debüt für die Königlichen feiern durfte. Ein Debüt, das es dann in sich hatte.
In der Saison 2005/06 lief Woodgate im Spiel gegen Athletic Bilbao auf, erzielte ein Eigentor und wurde in der 66. Minute wegen einer Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen. Weitere Verletzungen verhinderten ein erfolgreiches Schaffen, auch wenn er im 'Prinzip als Führungsfigur angesehen wurde. Nach insgesamt neun Liga-Spielen ging es zum FC Middlesbrough.
Platz 3: Adrian Mutu
Als Chelsea 2003 knapp 20 Millionen Euro an den FC Parma zahle und sich damit die Dienste von Adrian Mutu sicherte, war kaum abzusehen, welchen Weg diese Beziehung nehmen würde. Zunächst durfte der teuerste Rumäne aller Zeiten als Verstärkung angesehen werden, kam in 25 Ligaspielen auf sechs Tore sowie acht Vorlagen.
Im September 2004 folgte dann der positive Kokain-Befund. Mutu wurde von der Liga für sieben Monate gesperrt, der FC Chelsea entließ Mutu ob der Verfehlung. "Chelsea hat mich zerstört. Ich bin schockiert und überrascht über die Entscheidung", erklärte er dem Mirror und konnte nicht verstehen, dass der Club ihn gefeuert hatte.
Platz 2: Andriy Shevchenko
Die Liste der Auszeichnungen, die Andriy Shevchenko im Laufe seiner Karriere erhielt, ist lang. Und so dachte sich Roman Abramovich, er könnte die gut 45 Millionen Euro an den AC Milan mit gutem Gewissen überweisen, im Glauben, eine Tormaschine verpflichten zu können. Es war ein großes Missverständnis und der wohl größte Transferflop, den Chelsea sich leistete.
Vier Tore in der ersten Saison folgten fünf Tore in der zweiten Spielzeit. Zu wenig für einen Mann seines Kalibers. Zwischendurch an den AC Milan ausgeliehen, fand Shevchenko auch nicht zurück zu alter Stärke. Für die Rossoneri verbuchte er keinen Treffer in 18 Ligaspielen. Das Ende der Geschichte war ein ablösefreier Wechsel zu Dinamo Kiev.
Platz 1: Gaizka Mendieta
Beim FC Valencia war Mendieta der große Star, der Anführer und Leitwolf. Zwei Mal führte er sein Team ins Finale der Champions League und gilt als einer der besten Schützen vom ominösen Punkt. Er selber kann sich nicht daran erinnern, mal einen Elfer verschossen zu haben. Im Sommer 2001 gehörte Mendieta zu den begehrtesten Fußballern in der Welt.
Er war auf dem Zenit seines Schaffens und machte den Fehler, sich neu orientieren zu wollen. Lazio Rom bot knapp 50 Millionen Euro für die Dienste des Blondschopfs und damit war die Karriere vorbei. Mendieta kam in Rom nicht zurecht, machte im ersten Jahr 20 Spiele und wurde dann verliehen, später ablösefrei an Middlesbrough abgegeben. Nie wieder fand er zu seiner alten Form zurück.